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© SCHROEWIG/News & Images

Xavier Naidoo: Dieser Weg

Xavier Naidoo spielt erstmals seine neuen Songs vor – im  Reisebus durch Berlin

Manche Künstler entwickeln mit wachsendem Erfolg eine Vorliebe für Statussymbole. Xavier Naidoo, 37, setzt lieber auf Bescheidenheit – und bodenständige Transportmittel. Vor kurzem fuhr der Sänger mit einem kleinen Lkw auf dem Alexanderplatz vor. Von der Ladefläche aus gab er mit seiner Band Söhne Mannheims ein Konzert. Vor 150 Fans. Ohne behördliche Genehmigung. Nach fünf Stücken beendete die Polizei das Gastspiel. Weil sich Anwohner über den Lärm beschwert hatten.

Am Montagnachmittag kann ihm das nicht passieren. Diesmal nimmt Naidoo einen Reisebus: Es wird nichts nach draußen dringen, keiner wird sich gestört fühlen. Seine Musiker hat er daheim in Mannheim gelassen, stattdessen sein neues Soloalbum mitgebracht. „Alles kann besser werden“, heißt es, besteht aus drei CDs und soll am 9. Oktober erscheinen. Auf einer Fahrt durch die Stadt und das Brandenburger Umland will Xavier Naidoo es zum ersten Mal vor geladenen Journalisten vorstellen.

Die Reise beginnt am Hotel Intercontinental an der Budapester Straße. Xavier trägt ein gelbes T-Shirt, beigefarbene Shorts und ein schwarzes Basecap, er begrüßt jeden der anwesenden Gäste persönlich. Die Stimmung erinnert ein bisschen an eine Kaffeefahrt. Nur dass heute keine Kamelhaardecken verkauft werden oder Rheumasitzkissen, sondern die neue Platte beworben werden soll. Es ist Naidoos viertes Soloalbum. Das vorige, „Telegramm für X“, ist mittlerweile vier Jahre alt.

Untätigkeit kann man Xavier, der mit zweitem Vornamen Kurt heißt, nicht vorwerfen. In der Zwischenzeit stand er mit den Söhnen Mannheims im Studio, ging mit ihnen immer wieder auf Tour. Das gemeinsame Album „Iz on“ ist gerade erst erschienen, da schiebt Naidoo bereits sein Solowerk nach. Unterteilt ist es in drei Alben – „zwei helle und ein dunkles“, sagt Naidoo und meint damit die Stimmung der Stücke. Er muss lachen, weil das nach einer Bierbestellung klingt.

Der Sänger hat im hinteren Teil des Busses an einem Mixer Platz genommen. Er spielt in den darauffolgenden zwei Stunden eine Auswahl der insgesamt 33 Stücke von CD ab und erzählt Geschichten zu den einzelnen Songs. Zum Beispiel zu „Halte durch“. Zu diesem Titel habe ihn ein Mädchen inspiriert, das unheilbar krank ist und dessen großer Wunsch es war, Naidoo einmal zu treffen. Das Kind verbrachte einen Tag mit dem Musiker im Studio und war am Ende so gerührt, dass es zu weinen begann. Das erste Mal nach langer Zeit, denn nach außen hin wollte es sich immer stark geben.

Die Fahrt geht über den Ernst-Reuter-Platz zum Kaiserdamm, ein Stück über die Autobahn – und wieder zurück. Draußen leuchtet der Himmel blau, drinnen lauschen die Reisenden den Liedern, die zum Teil mit dem Filmorchester Babelsberg eingespielt wurden. Die Schlaglöcher im Asphalt schaukeln den Bus im Takt der Beats. Ursprünglich habe er das Album nur mit düsteren Liedern einspielen wollen, erzählt Xavier zwischendurch. „So traurig, dass man damit gar nicht fertig wird.“ Doch dann habe er es sich anders überlegt und das Werk in „emotionale Sektoren“ unterteilt.

Ab Mitte Oktober geht der Sänger mit der Platte auf große Deutschland-Tour. Knapp anderthalb Monate lang. Nur in Berlin wird er nach bisheriger Planung nicht spielen. Vielleicht, weil ihm sein Gastspiel vom Alexanderplatz noch unangenehm in Erinnerung ist. hey

Nana Heyman

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