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Tommy Spree will mit dem Anti-Kriegs-Museum an den originalen Ort ziehen.

©  Isabelle Buckow

Zurück zum Ursprung: Neue Pläne für das Anti-Kriegs-Museum

Das Anti-Kriegs-Museum feiert Jubiläum - seit 30 Jahren gibt es das Ausstellungshaus in Berlin. Der Leiter Tommy Spree hat bereits neue Pläne: Er will es an seinem Ursprungsort am Großen Jüdenhof neu aufbauen.

Als der Kassettenrekorder läuft, beginnt Tommy Spree vom Krieg zu erzählen. Sirenengeheul schallt durch den Luftschutzkeller in seinem Weddinger Anti-Kriegs-Museum, eine Frauenstimme warnt vor Luftangriffen, Bombeneinschläge sind zu hören. In der Mitte steht der 71-jährige Spree und erzählt, wie die Menschen mit Küchenstühlen und Koffern in den Schutzraum flüchteten, wie sie sich aneinanderdrängten – immer in der Angst, dass das unscheinbare Haus in der Brüsseler Straße 21 von einer Bombe getroffen wird.

Das Anti-Kriegs-Museum erzählt nicht nur vom Krieg, es ist selbst Teil davon. Sprees Großvater, der Pazifist Ernst Friedrich, hatte es 1925 als „weltweit erstes Anti-Kriegs-Museum“ gegründet, erzählt Spree. Damals befand es sich in der Parochialstraße, direkt am Großen Jüdenhof. Und dort soll es wieder hin, wenn es nach Spree geht. Er möchte das Museum an seinem Ursprungsort neu aufbauen.

Spree hatte das Museum 1982 in der Kreuzberger Stresemannstraße wiedereröffnet, nachdem es 1933 von den Nationalsozialisten zerstört worden war. In den Folgejahren zog das Museum mehrmals um. Seit 1998 befindet es sich in der Brüsseler Straße – „wegen des Luftschutzkellers“, erklärt Spree. Der ehemalige Schutzraum ist sein ganzer Stolz: original erhalten und gefüllt mit Gegenständen, die Berliner ihm im Laufe der Zeit gespendet haben. Es gibt Atemschutzmasken, Schutzhelme – sogar eine Tür ist da, vollgeschrieben mit Angaben zu Tagen und Uhrzeiten, mehr als 400, die vom September 1939 bis zum 20. April 1945 reichen. „Eine Frau hat hier jeden Bombenalarm notiert“, erzählt Spree.

Sehen Sie hier weitere Bilder aus dem Museum:

Der Zeitpunkt für einen erneuten Umzug des Museums ist günstig, der Senat plant, das Viertel Molkenmarkt/Klosterviertel, wo sich auch das Ur-Museum befand, nach historischem Vorbild neu zu gestalten. „Es gibt keinen besseren Ort für das Museum", sagt Spree. Mittes Bezirksbürgermeister, Christian Hanke, und der Stadtrat für Stadtentwicklung, Ephraim Gothe, unterstützten sein Vorhaben. Auch ein Grundstück sei ihm schon zugewiesen worden, sagt Spree.

Über eine Million würde das Bauvorhaben kosten. Bis es soweit ist, können noch zwei Jahre vergehen. „Wir warten noch auf die Zustimmung vom Abgeordnetenhaus“, sagt Spree. Eine Vorstellung, wie das Museum aussehen könnte, hat er bereits: ein Satteldach, eine Glasfront, an den Seiten ein Relief mit dem Abbild des Museums seines Großvaters. Vom Luftschutzkeller muss er sich dann allerdings trennen. Im neuen Museum soll es nur einen Nachbau geben.

Anti-Kriegs-Museum, Brüsseler Straße 21 in Wedding. Geöffnet täglich 16 bis 20 Uhr, Eintritt frei, www.anti-kriegs-museum.de

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