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Cool bleiben. Letztes Jahr fand die European Poker Tour in der Spielbank am Potsdamer Platz statt – aus Sicherheitsgründen. Jetzt kehren die Spieler ins Hotel Hyatt zurück.

© dapd

Zwei Jahre nach dem Pokerraub: Im Hyatt wird wieder ums große Geld gespielt

Der Überfall ist zwei Jahre her. Nun wird wieder im Hotel Hyatt ums große Geld gepokert – unter schärfster Bewachung.

Auf dem Tanzparkett ist fürs Pokern schon alles hergerichtet: 50 ovale Spieltische stehen im Ballsaal des Grand-Hyatt-Hotels am Potsdamer Platz. Dort wird ab Montag bei der „European Poker Tour“ ums große Geld gekämpft. An jedem Tisch versuchen zehn Gegner, das jeweils beste Blatt auf die Hand zu bekommen. „Rund 500 Spieler können zugleich im Saal pokern“, sagt Hyatt-Sprecherin Kerstin Riedel. Dann sitzen sie wieder konzentriert an den Tischen, das Mienenspiel verborgen hinter Sonnenbrillen oder Kapuzen. Sieht immer ein bisschen aus wie bei einem Gangstersyndikat, findet Kerstin Riedel schmunzelnd. Diesmal müssen die Spieler beim Verlassen des Ballsaals ihre Maskerade ablegen. Die Gesichter sollen erkennbar, die einzelnen Spieler identifizierbar sein.

Bilder des Pokerraubs und des Prozesses sehen Sie hier:

Auch das gehört zu den neuen Sicherheitsbestimmungen, mit denen bei Deutschlands größtem Pokerturnier ein Raubüberfall wie vor zwei Jahren verhindert werden soll. Im März 2010 stürmten vier bewaffnete Männer während des Turniers das Luxushotel am Marlene-Dietrich-Platz, bedrohten Wachleute und Spieler und drangen zum Eingang des Pokersaals im ersten Stock vor. Dort raubten sie aus der Kasse die eingezahlten Teilnehmergebühren in Höhe von 250 000 Euro. Danach entkamen sie unerkannt, wurden aber schon bald gefasst und später zu Haftstrafen verurteilt. Der Großteil ihrer Beute ist bis heute verschwunden.

Im Folgejahr 2011 wurde das Turnier dann in der benachbarten, besser gesicherten Spielbank ausgetragen. Doch nun kehren die 1300 aus ganz Europa angereisten Spieler an ihren gewohnten Austragungsort, ins Hyatt, zurück. Dort hat man inzwischen das Sicherheitskonzept „in Zusammenarbeit mit dem Landeskriminalamt deutlich verbessert“, wie die Hotelleitung erklärt. Das beginnt bei der Startgebühr von 5300 Euro, die jeder Spieler anfangs einzahlen muss, um überhaupt am Wettkampf um Gewinne in Höhe von insgesamt 6,5 Millionen Euro teilnehmen zu können. Das Geld sollte nicht mehr bar mitgebracht, sondern möglichst mit Kreditkarte bezahlt werden. Das sei auch überwiegend befolgt worden, heißt es. Wer dennoch Bares mitbringt, muss es nebenan an der Spielbankkasse einzahlen, wo es gleich im Tresor verschwindet. Die Personalien eines jeden Spielers werden zudem registriert. Er erhält einen Ausweis, den er an einem extra Eingang des Hotels vorzeigen muss. Der wird von Securityleuten bewacht, denn nur auf diesem Wege erreicht man den Turniersaal. Zusätzlich bauten Arbeiter an der extra Pforte am Sonntag große graue Kästen auf: Es sind Sicherheitsschleusen mit Metalldetektoren wie an Flughäfen. Jeder Spieler muss durch.

Nach zwei Vorrunden am Montag und Dienstag wird um das „Royal Flush“, das wertvollste Blatt beim Pokern, noch bis Sonnabend gekämpft. Wegen der großen Nachfrage stehen 20 zusätzliche Pokertische in der Spielbank bereit. Von einem regelrechten „Zockerboom“ ist in der Szene die Rede. Auch Ex-Tennisstar Boris Becker ist wieder dabei, außerdem der 22-jährige erste deutsche Pokerweltmeister Pius Heinz. 2011 gewann er in Las Vegas beim Showdown im Finale 6,3 Millionen Euro.

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