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Berlin: Stadtmenschen: Frei erfunden

Wieder einmal wurde in Berlin ein roter Premierenteppich ausgerollt, diesmal gestern Abend vor dem Cinemaxx am Potsdamer Platz. Späte Ehre für die Brüder Sass, die Meisterdiebe im Berlin der 20er Jahre.

Wieder einmal wurde in Berlin ein roter Premierenteppich ausgerollt, diesmal gestern Abend vor dem Cinemaxx am Potsdamer Platz. Späte Ehre für die Brüder Sass, die Meisterdiebe im Berlin der 20er Jahre. "Sass" heißt knapp der neue Film von Regisseur Carlo Rola, mit Jürgen Vogel und Ben Becker in den Titelrollen, dazu Jeannette Hain und Julia Richter, Otto Sander und Karin Baal als Nebenfiguren. Sie alle hatten sich angekündigt, und man durfte davon ausgehen, das Produzent Oliver Berben auch seine Mama, die schöne Iris, dazugebeten hatte. Später sollte es im Maschinenhaus der alten Schultheiss-Brauerei am Kreuzberger Viktoriapark weitergehen. Auch Henry Hübchen stand auf der Gästeliste, seine Rolle des Kommissars Fabich hat die Produktion noch einmal um ungeplante 10 000 Mark verteuert. Der originale Fabich war ein unbescholtener Mann, der wegen der korrekten Behandlung seiner Klienten Sass später unter den Nazis nicht wohlgelitten war. Der Film-Fabich behält für sich 100 000 Reichsmark aus der Sass-Beute und überlässt den größten Batzen der Geliebten des ermordeten Franz - durchaus legitim, da es sich um Wahlkampfgelder der NSDAP handelt. Eine frei erfundene Episode, die aber die Fabich-Nachkommen, eine Schwiegertochter, zwei Enkel, Einspruch erheben ließ. Berührt war, so ihr Anwalt Jens-Peter Ketels, der "postmortale Persönlichkeitsschutz". Außergerichtlich einigte man sich auf 10 000 Mark, die die Produktionsfirma einem Fonds zur Unterstützung im Dienst verletzter oder umgekommener Polizeibeamter zu zahlen hat.

ac

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