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Berlin: Stadtmenschen: Leiden am eigenen Lande

Buchpremieren sind in, kein Zweifel. Etwa 180 Zuhörer hatten sich in der Schaubühne versammelt, um Maxim Biller aus seinem "Deutschbuch" vorlesen zu hören.

Buchpremieren sind in, kein Zweifel. Etwa 180 Zuhörer hatten sich in der Schaubühne versammelt, um Maxim Biller aus seinem "Deutschbuch" vorlesen zu hören. Der bis zum Alter von zehn Jahren in Prag aufgewachsene Kolumnist setzt strenge Kriterien an. Ob Harald Schmidt, Joschka Fischer oder Roger Willemsen, sie alle werden kräftig auseinandergenommen, in allerdings ganz witzigen Pointen. Die gute Frage, wo denn das Positive bleibe, hatte nach einer Stunde Lesung so manches Häme-Gelüst in den Köpfen vertrieben, insofern war der reinigende Charakter, den eine Theaterveranstaltung immer haben sollte, garantiert. Im Bühnengespräch mit Giovanni di Lorenzo ging es auch darum, ob das Buch das deutsche Bedürfnis nach Selbstgeißelung bediene. "Die Deutschen wollen gar nicht mehr gegeißelt werden", antwortete Biller und gab zu, dass die Amerikaner oder die Israelis wohl die gleichen Probleme mit ihm bekommen hätten, wenn er sich dort niedergelassen hätte. Im April gab der Autor, dem allgemeinen Sog folgend, sein erklärtes Zuhause München auf und mutet sich seitdem Berlin zu. Da ließe sich gewiss noch manches zum Geißeln finden, hätte sich nicht sein Thema verändert. Ging es ihm in früheren Schaffensphasen darum herauszufinden: "Was ist jüdisch?" und "Was ist deutsch?", will er die nächsten Jahre der Frage widmen: Was sind Menschen? Ob er da das Gute nicht endlich finden wird?

Bi

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