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 STADTMENSCHEN : Von Bohème bis Bürgertum

Stilistisch erinnerte die Nacht des Deutschen Filmpreises ans Frühstücksbüfett eines guten asiatischen Hotels: Aufgetragen wird so ziemlich alles, was Menschen essen können. Bei der Gala wurde unter dem Dresscode „Smoking“ vieles von dem, was Menschen so anziehen können, auch tatsächlich getragen.

Stilistisch erinnerte die Nacht des Deutschen Filmpreises ans Frühstücksbüfett eines guten asiatischen Hotels: Aufgetragen wird so ziemlich alles, was Menschen essen können. Bei der Gala wurde unter dem Dresscode „Smoking“ vieles von dem, was Menschen so anziehen können, auch tatsächlich getragen. Glamour pur verkörperte Akademiepräsidentin Iris Berben mit ganz großer Robe in Schwarzweiß. Auch der Gastgeber, Staatsminister Bernd Neumann, war comme il faut im Smoking mit rot dominierter Schleife erschienen, Klaus Wowereit kam mit rot-weiß-gestreifter Krawatte. Ehrenpreisträger Wolfgang Kohlhaase repräsentierte mit dunkelgrauer Hose zum oben offenen, grauweiß gestreiftem Hemd und schwarzem Jackett den dezenten Wohlfühl-Stil. Bei der After-Show-Party saß er zusammen mit Film-Muse Helene Schwarz: „Es ist ja immer angenehm, wenn man schon vorher weiß, dass man den Preis bekommt.“ Auf die Gesangseinlagen hätte man vielleicht verzichten können, meinte er. Schwarz freute sich an den frechen Bemerkungen von Barbara Schöneberger, deren Biss manchem aber Sorge bereitete: Was wird Veronica Ferres sagen? Orientiert vielleicht an Tom Tykwer zogen viele männliche Gäste das T-Shirt dem Smoking-Hemd vor, wobei es nicht immer schwarz war wie bei dem Preisträger, sondern auch mal gemustert oder weiß mit V-Ausschnitt unter schwarzer Weste. Beliebt waren auch gemusterte Schals, helle Schirmmützen, Kapuzenjäckchen, Baskenmützen, kurz: Alles, was man im Film tragen kann, passt auch zur Gala. Bei den Frauen war die Interpretationsbandbreite ähnlich groß: Kostüme, Strickröcke, beige Bluse zur gleichfarbigen Hose, gemustertes Wickelkleid – in Berlin zeigte sich die Glamour-Elite mit je einem Schuss Bohème und Bürgerlichkeit. Daneben standen Leitfiguren wie Heike Makatsch in einem elegant geschlitzten orangefarbenen Abendkleid mit angedeutetem Gürtel.

Beim Essen blieb man ebenfalls auf dem Teppich, gab Caterern den Vorzug, die in der Filmwelt beliebt sind, und lässt Erbspüree-Pralinen auf Eisbein servieren oder Gemüse-Couscous mit Koriander-Minz-Joghurt. Die längste Schlange formierte sich am Currywurststand von Volkswagen. Das ist eine Stärke des Deutschen Filmpreises als gesellschaftliches Ereignis: Er ist sehr deutsch und damit sehr authentisch. Wim Wenders trug das Bundesverdienstkreuz und hatte sich bei den Preisen manches anders vorgestellt: „Aber das ist ja das Gute an einer Akademie, dass man nicht meckern kann.“ Bi

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