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STADTMENSCHEN: Wildschweine und Volleyballer

Wer Altpapier sortiert, rechnet nicht unbedingt damit, plötzlich zwei ausgenommene Wildschweine mit Kopf und Fell auf dem Fließband an sich vorbeifahren zu sehen. „Zum Glück stanken sie nicht, die waren noch ganz frisch“, erzählt Peter Lohr, Betriebsleiter der Wertstoffunion Berlin, kurz Wub, und blickt in erstaunte Gesichter.

Wer Altpapier sortiert, rechnet nicht unbedingt damit, plötzlich zwei ausgenommene Wildschweine mit Kopf und Fell auf dem Fließband an sich vorbeifahren zu sehen. „Zum Glück stanken sie nicht, die waren noch ganz frisch“, erzählt Peter Lohr, Betriebsleiter der Wertstoffunion Berlin, kurz Wub, und blickt in erstaunte Gesichter. Sechs Mitglieder des TSV Spandau waren zur Besichtigung einer der größten Papierverwertungsanlagen Deutschlands in die Neuköllner Lahnstraße gekommen. Nicht, um über Wildschweinköpfe zu reden, sondern um sich die Wege des Altpapiers zeigen zu lassen und einen Gutschein in Höhe von 2500 Euro in Empfang zu nehmen. Feierlich überreicht wurde der von Stephan Hartramph von der Firma Berlin Recycling und von Volleyballer Aleksander Spirovski von den BR Volleys. Die Kooperationspartner hatten zur großen Altpapiersammelaktion aufgerufen, eindeutiger Sieger: der TSV Spandau mit stolzen 340 Kilo, „das waren ganze vier Wagenladungen, mein Auto war bis obenhin voll“, erzählt Lena Mandauß. Mit dem Geld wollen sie vor allem die Jugendabteilung ausstatten, „ach ja und eine neue Sprintleiter brauchen wir auch noch“. Ihre Vereinskollegin Anke Soppert freut sich vor allem, dass sie bei der Führung durch die riesigen Hallen dabei ist. Die Zwanzigjährige studiert Technischer Umweltschutz und erkundigt sich gleich nach Praktikumsmöglichkeiten. 120 000 Tonnen Altpapier werden jährlich im Wub sortiert, verpresst und an Papierfirmen geliefert. Es gib etwa fünfzig verschiedene Papiersorten, die jeweils anders weiterverarbeitet werden.

Der Bagger sieht neben dem 17 Meter hohen Papierberg ziemlich klein aus, seine Krakenarme greifen hinein, ab und zu löst sich eine Papierlawine. Staub liegt auf den Geländern, flimmert in der Luft, legt sich auf die Kleidung, es summt und vibriert. „Das Papier wird zwar von Maschinen vorsortiert, aber das menschliche Auge sieht einfach mehr“, erklärt Betriebsleiter Lohr. Über Fließbänder fahren Pizzaverpackungen, Zeitungen, Ikeakartons, ein Mitarbeiter fischt ein Buch vom Band, reißt den Hardcoverdeckel ab und wirft ihn in eine andere Tonne. Das mit den Wildschweinen war zum Glück eine Ausnahme.Leonie Langer

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