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Nach zwölf Jahren an der Spitze der Berliner Stadtreinigungsbetriebe will Chefin Gäde-Butzlaff abtreten.

© Thilo Rückeis

Stadtreinigung: BSR-Chefin gibt Posten Ende 2014 auf

BSR-Chefin Vera Gäde-Butzlaff räumt ihren Posten drei Jahre früher als geplant, weil sie noch einmal etwas Neues anfangen will. Aufsichtsratschef Ulrich Nußbaum bedauert das.

Viermal wiederholte Finanzsenator und BSR-Aufsichtsratschef Ulrich Nußbaum (parteilos, für SPD) sein Bedauern über den Weggang der BSR-Chefin. Das gegenseitige Einvernehmen zwischen Vera Gäde-Butzlaff und den Aufsichtsratsmitgliedern schien perfekt. Wäre da nicht die „bedauerliche“ Entscheidung selbst: Nach zwölf Jahren an der Spitze der Berliner Stadtreinigungsbetriebe will die Chefin abtreten, zum Jahresende 2014, drei Jahre vor dem Ende ihres regulären Arbeitsvertrages.

Zu den Gründen äußerte sich die zierliche 58-Jährige nur sehr allgemein. Sie wolle nach zwölf erfolgreichen Jahren bei der BSR nochmal eine „neue Herausforderung“ annehmen. „Noch bin ich 58, es ist ein Zeitpunkt, an dem man sich überlegt: Beschließt man die Berufstätigkeit in diesem Wirtschaftszweig?“ Die BSR stehe „sehr gut da“, deshalb sei jetzt der richtige Zeitpunkt aufzuhören. Sie werde sich noch ein Jahr „mit aller Kraft“ im landeseigenen Unternehmen engagieren und parallel „verschiedene Optionen“ prüfen. Es habe in den letzten Jahren immer wieder Angebote von außen gegeben, sagt Gäde-Butzlaff.

Die Entscheidung über ihre Zukunft werde aber auch eine „private“ sein. Vorstellbar sei auch, eine weniger zeitaufwändige Tätigkeit anzunehmen. Lob erhielt sie vom Personalratsvorsitzenden Rolf Wiegand. In die Amtszeit Gäde-Butzlaffs falle eine „deutliche Ansehenssteigerung“ der BSR. Das Unternehmen habe Effizienz und Produktivität erhöht und gleichzeitig die Löhne stabil gehalten. Allerdings wurde die Mitarbeiterzahl im gleichen Zeitraum von 7500 auf 5300 reduziert, „sozialverträglich“, also ohne Kündigungen. Deswegen ist das Personal heute – ähnlich wie im öffentlichen Dienst – überaltert. Wer die Nachfolge bei der BSR antreten könnte, ließ Nußbaum offen. Entscheidend sei die fachliche und soziale Kompetenz. Das Geschlecht spiele da erstmal keine Rolle. Sollte unter den besten Kandidaten aber eine Frau sein, wäre Nußbaum geneigt, ihr den Vorzug zu geben.

Die BSR geriet nie in den Verdacht, üppige Gewinne einzufahren

In der Hoffnung, es möge so gut laufen wie bei Gäde-Butzlaff. Tatsächlich fiel das Unternehmen selten durch negative Schlagzeilen auf. Vielleicht hatte die Chefin auch einfach Glück. Die Affäre um einen Korruptionsvorwurf gegen den früheren BSR-Finanzvorstand Lothar Kramm endete 2012 mit einem Freispruch. Aber es hätte auch anders laufen können. Gäde-Butzlaff hatte sich nach genauer Prüfung des Falls – sie ist selbst Juristin – öffentlich hinter ihren Vorstandskollegen gestellt. Dennoch bestand die Staatsanwaltschaft auf einer Anklage, und Kramm räumte seinen Posten.

Die Tarife von Mülltonnen und Straßenreinigung stiegen in den vergangenen Jahren eher moderat; die BSR geriet nie in den Verdacht, üppige Gewinne einzufahren zugunsten ihres Eigentümers, des Landes. Auch die für 2015 beschlossene Tarifreform soll im wesentlichen zu mehr Transparenz führen und nicht zu mehr Einnahmen für die BSR. Geplant ist eine Grundgebühr von 24 Euro pro Haushalt, in etwa der gleichen Höhe wird der Preis für die Restmülltonne gesenkt. Die Gebühr, etwas irreführend als „Ökotarif“ bezeichnet, soll die Recyclinghöfe und Wertstoffsammlungen finanzieren und die Biotonne subventionieren.

Gäde-Butzlaff kam einst aus Niedersachsen nach Berlin, um Jura zu studieren. Sie wurde Richterin, ging als Ministerialdirigentin nach Sachsen-Anhalt, wurde dort Staatssekretärin, bis sie 2003 zur BSR wechselte. Sie sei „Berlin-Fan“ und wolle hier bleiben, sagte sie.

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