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Da ist das Ziel: Die hübsche Altstadt von Köpenick. Doch zuerst geht es zum Treptower Park.

© Stefan Jacobs

Stadtsafari - Sommerliche Entdeckertouren in Berlin (4): Zu neuen Ufern: Vom Treptower Park nach Köpenick

Eine Radtour längs durch Berlins wald- und wasserreichsten Bezirk ist purer Urlaub. Treptower Park, Plänterwald, Wuhlheide, Köpenick: Wiesen, Wasser, Wald – toll für die ganze Familie.

Der Weg zur Arbeit kann ebenso gut in den Kurzurlaub führen, wenn man nur mal anders abbiegt: Am Treptower Park, wo die Ringbahn voller Pendler über die Spreebrücke rumpelt, ist man nach wenigen Metern am Wasser, wo Ausflugsdampfer ablegen, teils kuriose Bötchen vorbeituckern und die Weidenzweige im Sommerwind wehen.

Ein Idyll mitten in der Stadt, das sich bei geschickter Wahl der Route ziemlich weit ausdehnen lässt: autofrei bis nach Hawaii... – Zumindest bis fast in die Köpenicker Altstadt, die ja auch auf einer Insel liegt. Das macht den speziellen Reiz dieser Tour aus, die längs durch Berlins wald- und wasserreichsten Bezirk führt: Viel Grün und Blau, aber kaum Autoverkehr und eine Menge Attraktionen für Kinder jeden Alters.

Zumindest für größere Kinder darf sicher auch der Abstecher zum monumentalen Ehrenmal als Attraktion zählen. In den drei Jahren nach Kriegsende ließ die Sowjetunion diese Gedenkstätte anlegen, in der mehr als 7000 Rotarmisten ruhen. Eine Geschichtsstunde, die ein bleibendes Bild hinterlässt.

Besonderer Spielplatz im Plänterwald

So schwermütig geht es allerdings nicht weiter, dafür spannend: Gleich nebenan befindet sich die Archenhold-Sternwarte, die Astronomie so volkstümlich erklärt, dass auch Schul- beziehungsweise Ferienkinder etwas davon haben. Während sie am Teleskop eher stillhalten müssen, können sie sich gleich darauf auf dem nagelneuen „Weltspielplatz“ mit Buddelzeug oder Ball (also einpacken!) austoben. Stärkung gibt’s ein paar Pedalumdrehungen weiter wahlweise auf der Insel oder am „Festlandsufer“ – eines so schön gelegen wie das andere, obwohl es fast noch zu früh für eine Pause ist.

Vielleicht ist es aber gerade heiß, dann ist die Plansche der ultimative Geheimtipp: Ein besonderer Spielplatz mitten im Plänterwald. Diverse Zerstäuber und Düsen versprechen Erfrischung selbst in der größten Hitze, sodass man gar nicht wieder wegwill. Empfohlen ist die Plansche für Zwei- bis Achtjährige. Aber können die Älteren hier widerstehen?

Jeder wird ein bisschen klüger

Mit kühlem Kopf geht es weiter in die Waldschule direkt nebenan, wo man erfährt, was hier so wächst und wer hier wohnt und wie ein Wald funktioniert. Es ist einer dieser Orte, an denen praktisch jeder ein bisschen klüger wird. Wozu Holz gut ist, lässt sich gleich darauf am Waldspielplatz testen. Und dass die Sonne nicht nur Bäume wachsen, sondern auch Schiffe fahren lässt, beweist die BVG-Fähre über die Spree.

Vom Solarkatamaran „FährBär“ hat man einen Blick auf eine Baustelle, die bald spannend wird: Hier entsteht mit der neuen Südostverbindung über die Spree eine der längsten Brücken Berlins. Sie wurde an Land montiert und wird 420 Meter lang.

Wer jetzt Lust auf größere Ausflüge hat, kann sich einige Brandenburger Sehenswürdigkeiten schon im Modellpark in der Wuhlheide anschauen, der lohnt allemal den Spaziergang und liegt direkt am Weg. Nun kommen einem häufig schwer bepackte Reiseradler entgegen, die auf dem Fernradweg R1 oder auf dem Spreeradweg unterwegs sind.

Man kommt ins Träumen

Diesen Routen ist die gute Beschilderung der Tour seit dem Plänterwald zu verdanken. Langstreckenradler mögen beim Gedanken an Spreewald und Oderland ins Träumen kommen, spätestens im Park des FEZ Wuhlheide werden sie aber von den Kindern zurück ins Jetzt geholt: Wer da nicht klettern, hopsen, rutschen, basteln oder irgendwas ausprobieren will, muss schon sehr erwachsen sein. Was 1985 von Erich Honecker als „Pionierpalast Ernst Thälmann“ eröffnet wurde, hat sich seit der Wende zum Glücksfall für die ganze Stadt entwickelt.

Nach Köpenick zu fahren, ohne den Hauptmann zu besuchen, geht irgendwie auch nicht. Deshalb bietet sich als Abschluss der Tour die Altstadt an. Der Weg dorthin führt durch Spindlersfeld, jenen um Wilhelm Spindlers Wäscherei und Färberei entstandenen Kiez. Gut 100 Jahre blieb er intakt, seit nunmehr 25 Jahren gammeln die denkmalgeschützten Werksgebäude am Spreeufer vor sich hin.

Im Luisenhain in der Sonne sitzen

Umso erfreulicher ist die inzwischen recht komplette Wiederbelebung der Köpenicker Altstadt mit dem Schloss samt Kunstgewerbemuseum. Letzteres sollte man eigentlich besichtigen, obwohl es draußen so schön ist, am Wasser, im Grünen unter hohen Bäumen.

Also schaut man vielleicht kurz beim bronzenen Hauptmann vor dem Rathauseingang vorbei und setzt sich dann am Luisenhain in die Sonne. Die Uferpromenade wurde erst vor ein paar Jahren aufgeschüttet, um mehr Platz zu schaffen. Dieser Landgewinn war definitiv eine der erfolgreichsten Eroberungen, die Berlin in letzter Zeit vollbracht hat.

Die Tour

Die Tour.
Die Tour.

© TSP

Treptower Park

Vom S-Bahnhof aus geht es am Hafen (1) entlang bis zum letzten Steg. Dort rechts, am Rosengarten vorbei, an der Ampel über die Puschkinallee und durchs Portal zum Sowjetischen Ehrenmal (2). Hier muss geparkt oder geschoben werden. Auf dem Rückweg

aus dem Portal heraus und scharf rechts auf den diagonalen Asphaltweg durch den Park.

Der führt außen ums Ehrenmal. An dessen Rückseite dreimal halb links halten, um zur Archenhold-Sternwarte (3) zu gelangen. Vom Eingang aus rechts um die Wiese zur Straße Alt-Treptow. Gegenüber entweder auf den „Weltspielplatz“ oder rechts daran vorbei und über die Brücke zur Insel der Jugend (4). Bootsverleih und Café Mo-Fr ab 12 Uhr, Sa/So ab 10 Uhr.

Plänterwald

Über die Brücke geht es zurück und links ans Ende der Bulgarischen Straße. Hier entweder weiter am Spreeufer entlang in den Plänterwald oder fürs Kinderprogramm knapp 100 Meter landeinwärts in den Wasserweg (Waldweg). Die Ufervariante führt reichlich

zwei Kilometer an der Spree entlang bis zur BVG-Fähre F11.

Die Waldvariante folgt dem Wasserweg bis zum Eingang des ehemaligen Spreeparks (5). Hier scharf rechts in den Dammweg und am Schild links in die Plansche (6), Di-So 9-18 Uhr, Eintritt frei. Kurz dahinter führt ein weiterer Weg zur Waldschule (7), Mo-Fr 10-15 Uhr, Eintritt frei. Anschließend hinter der Waldschule links und am Waldspielplatz (8) vorbei bis zum Radweg, der ebenfalls zur Fähre (9) führt (Fahrplan: täglich bis 18.57 Uhr mindestens alle 20 Minuten).

Jenseits der Spree

Vom Fähranleger Wilhelmstrand geht es durch den Fritz-König-Weg zur Rummelsburger Landstraße. Die wird überquert, dann entsprechend der Radwegbeschilderung geradeaus, rechts in den Wald und an der Tramhaltestelle über die Treskowallee. Hier ist ein Abstecher ins Sommerbad Wuhlheide (10) möglich (Treskowallee 211, täglich 10-18 Uhr, Eintritt 5,50 / 3,50 Euro).

Die Route führt weiter geradeaus auf dem Asphaltweg zum Modellpark (11), täglich 10-18 Uhr, 4,50 / 2,50 Euro. Weiter geradeaus geht es aufs Gelände des FEZ Wuhlheide (12) und an der Konzertbühne vorbei zum Palast. Hier lässt sich mit Kindern mühelos der Rest der Ferien verbringen (www.fez-wuhlheide.de).

Das Angebot reicht von der Spielstadt „Fezitty“ über die Parkeisenbahn bis zu der fast unendlichen Auswahl an Spielplätzen ringsum. Die meisten liegen hinter dem Palast, wo auch die Kindervariante hinführen soll: Links am Gebäude vorbei geht es auf dem Asphaltweg zum S-Bahnhof Wuhlheide (13). Hier lässt sich die Tour nach elf Kilometern Gesamtstrecke beenden.

Bonusmeilen

Während die Route bis hierher nahezu autofrei war, kommt die Verlängerung zur Köpenicker Altstadt nicht ohne Straßen aus. Sie ist also eher etwas für Erwachsene und ältere Kinder. Der Weg führt vor dem FEZ-Palast entlang und über den Parkplatz zur Straße An der Wuhlheide. Die wird überquert. An der Aral-Tankstelle vorbei und über die Spindlersfelder Straße, dann auf dem straßenparallelen Radweg über die Spreebrücke nach Spindlersfeld (14).

An der Rampe am anderen Ufer links, durch Angerstein- und Eiselenweg, am Ufer entlang bis zur Gutenbergstraße. Durch diese bis zur großen Ampelkreuzung am Köllnischen Platz. Hier links über die Lange Brücke, hinter der schon Schloss (15) und Altstadt (16) von Köpenick zu sehen sind. (Kunstgewerbemuseum im Schloss: Di-So 11-18 Uhr.)

Im Schlosscafé rechts auf der Insel lässt es sich ebenso gut sitzen wie in einem der Cafés bzw. Restaurants am Luisenhain auf der linken Seite. Wer noch Zeit und Muße hat, sollte einmal um die Schlossinsel sowie durch die Altstadt

spazieren. Außerdem bietet sich eine Solarbootstour auf der Dahme an; der pyramidenförmige Pavillon (17) hinter der Schlossinsel auf Höhe der Bushaltestelle ist leicht zu finden (tgl. bis 19 Uhr, 2er-Boot ab 10 Euro pro Stunde, 8er-Boot ab 35 Euro).

Zurück in die Stadt

Von der Köpenicker Altstadt wieder über die Lange Brücke und auf der Oberspreestraße geradeaus bis zum S-Bahnhof Spindlersfeld (18). Die S47 fährt alle 20 Minuten. Tour: 15 Kilometer.

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