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© Simulation: Braunfels Architekten

Stadtschloss: Das Humboldt-Forum zur Stadt geöffnet

Der im Wettbewerb unterlegene Architekt Stephan Braunfels hadert mit der Entscheidung: "Berlin hat verloren“, sagt er.

Er wollte mehr als nur das Humboldt-Forum bauen. Vielleicht ist der Architekt Stephan Braunfels gerade deshalb mit seinen Ideen schon in der ersten Stufe des Wettbewerbs um die Wiedererrichtung des Stadtschlosses rausgeflogen. Nach der einstimmigen Entscheidung der Jury für den Entwurf des Italieners Franco Stella meldet sich Braunfels nun zu Wort: „Ich fühle mich nicht als Verlierer“, sagt er, „aber Berlin hat verloren.“

Stephan Braunfels, von dem die Bundestagsgebäude des Paul-Löbe-Hauses und des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses stammen, hat sich im Kern nicht an die Vorgaben des Wettbewerbs gehalten. Statt, wie vorgeschrieben, den Schlüterhof mit seinen drei historischen Fassadenseiten komplett wiederaufzubauen, errichtet er nur drei Seiten und dreht den Hof, öffnet ihn so zur Stadt, Richtung Fernsehturm.

Diese Öffnung nimmt Braunfels auf, um einen riesigen, von Bäumen umsäumten Freiraum zu schaffen, der sich zwischen Fernsehturm und Schlüterhof des Schlosses erstreckt. So eingerahmt, bindet er auch das Rote Rathaus ein und schafft zu Füßen des Rathausturms einen neuen Platz. Flankiert werden die Baumreihen durch Neubauten, die so arrangiert sind, dass sie der Marienkirche an der Karl-Liebknecht-Straße ihren Auftritt weitgehend belassen.

Braunfels nennt seine Idee „Lindenforum“. Geboren hat er sie bereits vor zwölf Jahren, als der Tagesspiegel renommierte Architekten bat, ihre Visionen für das Schlossareal in Mitte vorzustellen. Seither entwickelte er diese Grundidee weiter. Im Wettbewerb für das Humboldt-Forum sah er vorgabegemäß die drei barocken Außenfassaden vor, trennte sie jedoch vom dahinterliegenden, modernen Baukörper durch eine glasüberdachte Fuge, um den Bruch zwischen alt und neu deutlich zu machen.

Wie Stella schuf auch Braunfels eine Verbindung durch das Humboldt-Forum zwischen Lustgarten und Breiter Straße, verzichtete allerdings bei der Wiedererrichtung des Schlüterhofs auf die vierte Fassade. Stella hingegen hielt sich an die Vorgabe des geschlossenen Schlüterhofs und sieht an der vierten Seite im Innern eine nüchterne Fassade vor. Bei Stella steht der Schlüterhof exakt an der historischen Stelle. So wollten es die Auslober des Wettbewerbs, der Bund und Berlin. Braunfels verzichtet auf die vierte Seite und gibt dem Humboldt-Forum so Richtung Osten ein historisierendes Gesicht.

In die Runde der letzten 30 des Wettbewerbs hat es Braunfels nicht geschafft. Er versteht diese Entscheidung nicht und fragt: „Wie kann man einen Entwurf nicht berücksichtigen, der diese städtebauliche Lösung für das Zentrum mitliefert?“ Er hadert dabei nicht mit der Jury, die sich am Freitag für Stella entschied, sondern an den starren Vorgaben, die verhinderten, dass sich die Jury überhaupt mit seinem Entwurf beschäftigte. „Mit meinem Entwurf würde das Schloss nicht nur einen Abschluss zu Unter den Linden bilden“, sagt Braunfels, „sondern zugleich einen Anfang für eine Entwicklung Richtung Alexanderplatz.“

Neben den anderen Entwürfen der teilnehmenden Architekturbüros soll auch Braunfels’ Modell in der Ausstellung der Wettbewerbsergebnisse zu sehen sein, die am Dienstagabend von Bundesbau minister Wolfgang Tiefensee (SPD) eröffnet wird. Mit dabei wird auch Franco Stella sein, der am Freitag bei der Bekanntgabe der Juryentscheidung im heimischen Vicenza weilte. Bereits am Nachmittag wird Stella von Klaus Wowereit (SPD) im Roten Rathaus empfangen.

Der Regierende Bürgermeister hatte sich bereits am Freitag dafür ausgesprochen, den Entwurf von Stella möglichst zügig umzusetzen. Vorher wird der Italiener ihn aber noch überarbeiten müssen. Welche Aufgaben sein Büro konkret gestellt bekommt, wird die Diskussion um den Neubau zeigen, die in den nächsten Monaten ansteht.

Ausstellung der Wettbewerbsergebnisse im Kronprinzenpalais Unter den Linden 3, ab Mittwoch, täglich 12 bis 20 Uhr

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