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© Ilona Studre

Stadtschloss: Schloss-Stiftungschef quittiert eine Million Euro

Die Vorarbeiten für den Bau des Berliner Schlosses schreiten voran. Der Förderverein überweist Spenden und will auch Pläne und Plastiken für das Millionenprojekt liefern. Die Stiftung plant eine „Schlossbauhütte“, in der Planer, Steinmetzte und Bildhauer zusammenarbeiten.

Die Vorarbeiten für den Bau des Berliner Schlosses schreiten voran. Gestern stellte der Bauherr des 552 Millionen Euro teuren Projektes in den Räumen des Bundesbauministeriums sein Logo vor: Ein aus dem Namen „Stiftung Berliner Schloss-Humboldt-Forum“ gebildeter, gekippter Würfel, der einen weißen, leeren Raum umfasst. Dieser stehe für den Hof des Humboldt-Forums, so Stiftungschef Manfred Rettig. Baustaatssekretär Rainer Bomba, der als Chef des Stiftungsrates den Bund vertritt, sagte das Jahr 2016 sei zurzeit noch „der Termin“ für die Fertigstellung des Schlosses, er werde aber noch „geprüft“. Das vom Bundestag verabschiedete Budget werde nicht überschritten: 440 Millionen Euro kommen vom Bund, 32 Millionen von Berlin, 80 Millionen Euro sollen Private spenden. Gebaut werde nicht vor Ende 2010.

Eine Million Euro Spendengelder gingen vor wenigen Tagen auf dem Konto der Stiftung ein. Sie kamen von dem Förderer der Schloss-Rekonstruktion Wilhelm von Boddien. Er nahm gestern zum ersten Mal an einer Pressekonferenz eines Bundesministeriums zu dem Thema teil. Staatssekretär Rainer Bomba würdigte das Engagement des Fördervereinsgründers: „Seit Jahrzehnten setzt sich Herr Boddien für das Schloss ein, wir haben ihm viel zu verdanken“, sagte er. Die Einladung sei als „klares Bekenntnis“ zu von Boddien zu verstehen. Von Boddien bedankte sich freundlich.

Zuvor hatte der Chef der Stiftung Manfred Rettig eine klare Grenze zwischen dem Bauherrn, also der Stiftung, und von Boddiens Förderverein gezogen: „Es gibt keine Zusammenarbeit, das Einzige, was Herr von Boddien von mir bekommen kann, ist eine Spendenquittung“, sagte er und überreichte ihm ebendiese.

Die deutliche Abgrenzung vollzog Rettig wohl deshalb, weil von Boddiens Verein nicht der Einzige ist, der sich für das Schloss einsetzt. Und: Seit Jahren arbeitet der von Spendengeldern bezahlte Schlossförderer, seine Bildhauer und Architekt Rupert Stuhlemmer an Plänen, Aufnahmen und „Abgüssen“ der Fassade und ihren Ornamenten. Nach diesen Mustern sollen Adler, Kartuschen und andere Plastiken der historischen Fassade nachgebildet werden. 60 000 „Grundmessdaten“ habe sein Team ermittelt, 4000 Handakten studiert, 5000 Fotos digitalisiert und daraus „mit Programmen der Technischen Universität“ Pläne entwickelt. So werde eine Nachbildung möglich, die dem Original „zu 99 Prozent“ gleiche, sagt von Boddien.

Baut also von Boddien das Schloss? Nein, versicherte Stiftungschef Rettig und stellte sein Vorhaben einer „Schlossbauhütte“ auf dem Spandauer Gelände der früheren britischen Alexander-Barracks vor. Ähnlich wie bei der „Dombauhütte“ in Köln werden in der Berliner Schlossbauhütte Planer, Steinmetze und Bildhauer an den noch existierenden Bauteilen des 1950 gesprengten Schlosses arbeiten. Diese werden „analysiert und geprüft“. Boddiens Arbeiten kämen dort ebenso auf den Prüfstand wie die vorhandenen Schlossfragmente, die noch zu beschaffenden oder einzuklagenden Steine oder auch künftige Auftragsarbeiten.

Stiftungschef Manfred Rettig will zwar dafür sorgen, dass „die Kosten nicht weglaufen“. Dennoch sieht er gute Chancen dafür, dass das „archäologische Fenster“ wie geplant Einblicke in die Überreste der an diesem Ort weitgehend zerstörten Baugeschichte gibt: Im Falle des Schlosses sind das die Keller, die bei den Ausgrabungen auf dem Baufeld entdeckt und freigelegt wurden. Bisher gingen Experten davon aus, dass deren Erhaltung zu zusätzlichen Aufwendungen führt.

Nach Angaben des Chefs der Stiftung wird der Finanzrahmen von 440 Millionen Euro nicht für eine „Rekonstruktion bis in den letzten Baustein“ ausreichen. Aber das sei auch nicht nötig, sagt Rettig: Statik und Konstruktion werden so angelegt, dass auch Jahre später noch eine Treppe oder ein Raum an- oder abgebaut werden kann. So könnten in Teilen des Schlosses günstigere, aber eben nicht geschichtsgetreue Provisorien entstehen, die erst später dem Original angepasst werden. Das Schloss werde so zum „Generationenprojekt“.

Einen Eindruck davon, wie das Schloss einmal aussehen wird, gab es gestern nicht. Erst im Frühjahr werden neue Pläne vorgestellt: überarbeitete „Vorentwürfe“. Baureife Pläne seien frühestens Ende 2010 zu erwarten.

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