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Berlin: Stadtschlossdebatte: Den Palast findet Swoboda architektonisch misslungen

Als er während seines Spaziergangs am Donnerstag auf dem Schlossplatz den Blick über die Ödnis schweifen lässt, den Palast der Republik sieht, Zelte und Ausgrabungslöcher, das Staatratsgebäude und heutiges Bundeskanzleramt, ist zu spüren, dass er in diesem Augenblick gern Schöneres sehen und mehr Leben um sich haben würde.Hannes Swoboda fehlt die städtebauliche Struktur, die Fassung.

Als er während seines Spaziergangs am Donnerstag auf dem Schlossplatz den Blick über die Ödnis schweifen lässt, den Palast der Republik sieht, Zelte und Ausgrabungslöcher, das Staatratsgebäude und heutiges Bundeskanzleramt, ist zu spüren, dass er in diesem Augenblick gern Schöneres sehen und mehr Leben um sich haben würde.

Hannes Swoboda fehlt die städtebauliche Struktur, die Fassung. "Keine Ausstrahlung der Gebäude, nichts Zukunftsweisendes ringsum. Das Schloss hat wenigstens eine andere Qualität". Er kann sich einen Wiederaufbau vorstellen. "Teile des Schlosses", sagt er vorsichtig. Dann müsse aber auch das Innere dazu passen, große Räume haben, wie für ein Museum. Passend zur Museumsinsel.

"Für Fremde ist unverständlich, dass es hier jetzt noch so ist", meint der führende Europaabgeordnete in Brüssel und Vorsitzende der Schlossplatz-Kommission in Berlin. Er ist nicht fremd, schon zur Mauerzeiten war er oft hier, als SPÖ-Mitglied des Wiener Landtags, als Stadtrat für Stadtentwicklung. Nach der Wende kam er mit den Senatoren Volker Hassemer und Wolfgang Nagel zusammen, und Hassemer beneidete ihn, dass er es gut habe mit seiner fertigen Stadt. Swoboda tröstete: Du kannst wenigstens was verändern! Im letzten Jahr kam der Anruf aus dem Bundesbau- und Verkehrsministerium, ob er Interesse habe, in einer Berliner Schlossplatz-Kommission zu arbeiten. Und nach paar Wochen sagte Swoboda auch noch zu, Vorsitzender zu werden. Sie haben dich genommen, weil du Ahnung von Stadtplanung hast, eine ähnliche Sprache sprichst und nicht in die örtlichen Streitereien eingebunden bist, sagte er sich.

Gerade ist er aus Brüssel eingeflogen, um seine Kollegen von der Schlossplatz-Kommission zu begrüßen, die zweimonatigen Treffen zu vereinbaren, die öffentlichen Hearings, die geplante Ausstellung. Einige Kommissionsmitglieder kennt er gar nicht.

Beim Spaziergang zwischen Hotel und Schlossplatz fühlt er sich ein wenig an Wien erinnert: Die Bauten der Humboldt-Uni, das Ensemble am Bebelplatz. "Der Klassizismus ist hier klarer", urteilt Swoboda, in Wien sei er "verwaschener". Den Palast der Republik findet er architektonisch misslungen, auch voller "nicht unbedingt positiver Symbolik".

Die Schlossfassadenattrappe hat Swoboda damals gesehen, sie überzeugte ihn nicht. Die städtebauliche Struktur aber spreche für ein Gebäude dieser Art, das nicht vor zehn Jahren stehen könnte. Wie es zu nutzen, zu gestalten und zu finanzieren sei, wolle man sich jetzt überlegen und dabei einen "breiten Konsens finden". Wenn der Regierende Bürgermeister schon jetzt das Schloss befürworte, so stelle sich die Frage, warum er der Kommission überhaupt zugestimmt habe.

Die Sonne strahlt, das Schlossportal im Staatsrats-Bundeskanzleramt leuchtet. Überlegungen, hier nach dessen Auszug den Bundesnachrichtendienst anzusiedeln, nennt Swoboda "himmelschreienden Unsinn". Der Platz brauche Leben, brauche Bevölkerung, aber keinen Nachrichtendienst.

Als Swoboda wieder das Hotel erreicht, fühlt er sich an das Schloss erinnert. Das Four Seasons ist außen nüchtern-neu und innen auf plüschig-alt gemacht. Beim Schlossaufbau dürfte es umgekehrt sein. Swoboda will aber, dass alles zueinander passt. Er hat harte Zeiten vor sich.

C. v. L.

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