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Schöner als der Havelstrand... Ein sonniger Tag in Tel Aviv.

© AFP / Yoav Lemmer

Städtepartnerschaft Berlin-Tel Aviv: Freundschaft zwischen Metropolen

Der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Reinhold Robbe, und der SPD-Landeschef Jan Stöß plädieren für eine Städtepartnerschaft zwischen beiden Metropolen.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Berlin und Tel Aviv haben viel gemeinsam. Die deutsche Hauptstadt und Israels Wirtschaftsmetropole sind kreativ und quirlig, haben Tag und Nacht geöffnet, verändern sich ständig und sind ein Anziehungspunkt für Kultur, Wissenschaft und Start-Up-Unternehmen. Was liegt näher, als zwischen beiden Städten endlich eine Städtepartnerschaft zu begründen? „Ich fände das sehr gut“, sagte der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG), Reinhold Robbe, dem Tagesspiegel. „Das wäre eine logische Schlussfolgerung aus der Entwicklung der letzten 20 Jahre“.

Zwischen beiden Städten gebe es inzwischen sehr intensive und freundschaftliche Kontakte, die noch ausbaufähig seien, sagte Robbe. Die Flugverbindungen zwischen beiden Städten seien exzellent, tausende israelische Bürger lebten in Berlin und viele Berliner besuchten Tel Aviv. Dies alles sei nicht selbstverständlich, sondern angesichts der deutschen und jüdischen Geschichte nach wie vor eine „große Gnade“.

Auch der SPD-Landeschef Jan Stöß plädiert dafür, die „zivilgesellschaftlichen, kulturellen, wirtschaftlichen und sportlichen Verbindungen zu stärken“. Die enge Freundschaft zwischen Berlin und Tel Aviv müsse gepflegt und gehütet werden. Dafür könne eine offizielle Partnerschaft beider Städte einen wichtigen Beitrag leisten.

Israelisches Entzücken über Berlin

Mal schauen, ob dieses Projekt im Herbst 2015 vorangetrieben wird, wenn der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) nach Tel Aviv reist. Sein Amtskollege, der Oberbürgermeister Ron Huldai, Politiker der sozialdemokratischen Awoda und Stadtoberhaupt seit 1998, war schon im März in Berlin. Er verstand sich mit Müller, so hört man, ausgezeichnet. DIG-Präsident Robbe, der Huldai gut kennt, geht davon aus: „Er wird sicher alles daran setzen, eine solche Partnerschaft voranzubringen“.

Berlin müsste sich eine solche Städtebeziehung allerdings mit anderen deutschen Kommunen teilen. Köln ist schon seit 1979 offizieller Partner von Tel Aviv, Frankfurt/Main und Bonn, Essen und Freiburg folgten nach. Das ändert aber nichts an der herausragenden Stellung, die Berlin vor allem für jüngere Israelis einnimmt. Das wird jedem sofort nahe gebracht, der das Land bereist und sich als Berliner zu erkennen gibt. Pures Entzücken schlägt einem entgegen. Umgekehrt entdeckt jeder neugierige Hauptstädter in Tel Aviv nette Kieze, die ein „Prenzelberger Feeling“ ausstrahlen. Schön wäre es nur, wenn Berlin auch so einen tollen Stadtstrand hätte.

Neun Bezirke, elf israelische Städte

Berlin - Tel Aviv würde ergänzen, was auf bezirklicher Ebene schon lange funktioniert. Neun Bezirke pflegen Partnerschaften mit elf israelischen Städten, teilweise schon seit den sechziger Jahren. Und dann gab es noch, vor zehn Jahren, den verunglückten Versuch des Berliner Senats, mit Jerusalem eine Städtepartnerschaft zu begründen. Doch das Auswärtige Amt bremste, mit Bezug auf die notwendige „Klärung der Statusfrage von Jerusalem“ die schlecht vorbereitete Initiative aus. Und weil sich am offenen Status Jerusalems, das Israel als seine Hauptstadt ansieht, bis heute nichts geändert hat, kommt eine institutionelle Beziehung zwischen diesen beiden Städten auch jetzt nicht in Betracht.

Sollte es aber mit Tel Aviv klappen, wäre es die erste neue Partnerschaft Berlins seit 15 Jahren. Zuletzt wurden im Jahr 2000 Beziehungen zu Windhuk und London aufgenommen.

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