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Berlin: Stage-Holdingübernimmt das Theater des WestensMusical-Konzern wird Betreiber

Berlin bleibt Hauseigentümer

Das Theater des Westens muss zum Jahresende nicht dichtmachen. Der Senat beschloss am Dienstag, die Bühne an der Kantstraße an die private Stage Holding zu verkaufen. Der holländische Musical-Konzern, der im Oktober am Potsdamer Platz mit dem Musical „Cats“ startet, erwirbt die Betreibergesellschaft des Theaters, das Gebäude selbst bleibt in Landesbesitz. Für das kommende Jahr hatte der Senat die bisherigen Landeszuschüsse von 10 Millionen Euro an das Theater des Westens aus dem Haushalt gestrichen. Die Privatisierung wurde deshalb nötig, um den Spielbetrieb zu erhalten.

Anders als erhofft bringt der Verkauf jedoch wohl kein Geld in die Landeskasse. Denn die Stage Holding, die gegen den Symbolpreis von einem Euro bereits das Metropoltheater erworben hatte, verrechnet den Kaufpreis mit ihren Kosten für das Metropol. Da der Investitionsbedarf dort höher ausfällt als bisher angenommen, macht die Stage-Holding von ihrem Rückgaberecht Gebrauch – und fordert vom Land offenbar die schon ins Metropol gesteckten Gelder zurück. So geht das Theater des Westens, ein funktionierendes Haus mit erfahrenen Theaterleuten und dem klingenden n, an den Privatbetreiber, ohne dass ein Cent dafür gezahlt wird. Der Beschluss stand eigentlich schon bei der Senatssitzung vor einer Woche auf der Tagesordnung. Angesichts dieser Verkaufsbedingungen jedoch war Unmut aufgekommen und der Beschluss verschoben worden.

„Der erreichte Verzicht auf weitere Zuwendungen stellt eine dauerhafte und damit strukturelle Entlastung des Berliner Haushalts dar“, erklärte der Senat zum jetzt beschlossenen Verkauf. Mit der Stage Holding habe ein auf dem Musicalmarkt Deutschlands etablierter und erfahrener Investor gewonnen werden können. Ein Investor, der „in der Vergangenheit durch zahlreiche Neuproduktionen“ bekannt geworden sei. Die Stage Holding stehe dafür ein, dass im Theater des Westens weiterhin hochwertige Produktionen aus dem Bereich Musical, Theater und Operette zur Aufführung gelangten. Und zwar ohne Geld aus der Landeskasse. Der Investor setze den Spielbetrieb ohne weitere Zuschüsse aus dem Landeshaushalt fort, erklärte der Senat. Auch die Erhaltung der 104 Arbeitsplätze wurde vereinbart.

Die Stage Holding wurde im Jahr 2000 gegründet und ist ein Tochterunternehmen von Joop van den Endes Stage Holding International. Sie verfügt über mehr als 70 Lizenz- und Eigenproduktionen und beschäftigt über 3000 Mitarbeiter. In Hamburg zeigt die Stage Holding erfolgreich den „König der Löwen“. Am Potsdamer Platz hat der Musical-Konzern das Theater übernommen, nachdem zuvor die in Insolvenz gegangene Stella-Gesellschaft den „Glöckner von Notre Dame“ gezeigt hatte. An der Kantstraße zieht die Stage Holding in ein traditionsreiches Theatergebäude, das mehr als 1300 Zuschauer fasst und lange zu den erfolgreichsten Opern- und Operettenbühnen Berlins zählte – bis die Musicals Einzug hielten. Hier wurde 1961 auch die deutsche Erstaufführung von „My Fair Lady“ gezeigt. Barbara Junge

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