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Standort Buch: Entdecke die Möglichkeiten - Gründung eines Biotec-Unternehmens

Drei Wahlberliner gründeten ein Biotec-Unternehmen. Der Standort Buch erwies sich als ideal – jetzt wollen sie expandieren.

Im zweiten Stock des Gründerzentrums Buch herrscht eine klinische Atmosphäre: Weiße Kittel verschwinden auf langen Fluren hinter schweren Türen. In den Laboren filigrane Technik. „Drug Delivery“ ist das Metier von Ralf Krähmer (41), Günther Pätz (43) und Frank Leenders (43). Die drei – Chemiker, Kaufmann und Biotechnologe, eine Ost-West-Verbindung aus einem Rheinländer und zwei Sachsen – widmen sich einem Ziel: biopharmazeutischen Wirkstoffen wie Proteinen den passenden „Mantel“ zu verpassen, um sie für den menschlichen Körper nutzbar zu machen. „Celares“, der lateinische Name ihrer Firma, bedeutet so viel wie: Du sollst versteckt werden. Das Logo zeigt eine ovale Hülle, die sich fast ganz um einen blauen Kern legt. Der blaue Kern ist der Wirkstoff, dessen Haltbarkeit es zu verlängern oder dessen Nebenwirkungen es zu reduzieren gilt. Anwendung findet das zum Beispiel in der Behandlung von Krebs, HIV oder Hepatitis.

Als Kollegen beim gleichen Arbeitgeber beschäftigt, machten sich die drei 2003 gemeinsam selbstständig: „Wir hatten das Know-how und wussten, dass es da eine Nische gibt“, sagt Pätz. Mit 750 000 Euro Startkapital und gestützt durch einen institutionellen Investor, ging es zunächst mit zwei Mitarbeitern ans Werk. Im gleichen Jahr gewannen sie den Berliner Gründungswettbewerb. Der Standort im Gründerzentrum des Campus Buch war für die Gründer von Anfang an erste Wahl. „Wir fühlen uns hier sehr wohl“, sagt Pätz. Die räumliche Nähe zu anderen Einrichtungen der Branche sei dafür weniger entscheidend als vielmehr die unternehmerfreundliche Infrastruktur. „Der Campus ist gut ausgerüstet mit EDV und Klimatechnik, es gibt eine Mensa und alles, was kaputtgeht, wird noch am gleichen Tag repariert – das ist für uns wichtig.“ Der Kundenstamm der Celares GmbH ist klein, aber international, von großen Pharmaunternehmen wie Böhringer Ingelheim über Forschungseinrichtungen bis hin zu kleinen Biotec-Firmen reicht das Spektrum. Den Nischenmarkt teilen sich vier bis fünf Firmen weltweit.

„Die letzten drei Jahre haben sich für uns sehr positiv entwickelt“, sagt Ralf Krähmer. Der Umsatz verdopple sich seit 2005 jährlich, ergänzt Günther Pätz. Dabei lief nicht alles wie geplant. Infolge der Krise verschärften die Pharmakonzerne ihre Anforderungen an Zukäufe. „Ursprünglich wollten wir unsere Entwicklungen patentieren lassen und anschließend verkaufen, aber der Prozess ist zu teuer geworden und das Insolvenzrisiko zu hoch“, sagt Krähmer. Jetzt plant die Firma einen Einstieg in die Herstellung von Substanzen, die in der klinischen Prüfung am Menschen angewendet werden. Eine neue Produktionsanlage ist geplant. Die Firma hat dafür Räume angemietet, die auf dem Campus frei geworden sind. Doch lange war nicht klar, ob das klappt. „Wir hätten sonst in die Wuhlheide umziehen müssen, dort gab es ein Produktionsgebäude, das wir hätten günstiger umbauen können“, sagt Pätz.

Da wünschen sich die Unternehmer mehr Möglichkeiten. Gerne würden sie mit der Firma am Standort wachsen, Grundstücke auf dem Campus erwerben. Das Gelände aber gehört dem Senat, das Konzept als Gründungspark sieht vor, dass die Unternehmen nach der Gründungsphase ausziehen. Die Mieten sind dank Förderung günstig. Auch wenn diese Vergünstigungen nächstes Jahr wegfallen, wollen die drei mit ihrer Firma bleiben. „Es geht uns nicht um Geld“, sagt Pätz. „Es geht um Entscheidungsmöglichkeiten, das Unternehmen fortzuentwickeln.“

Berlin – ein Wunschstandort? Vor allem die Qualifikation der Mitarbeiter überzeuge, sagt Krähmer. In den Labors sind auf 500 Quadratmetern Fläche 15 Vollzeitkräfte beschäftigt, der größte Teil mit Promotion. „Berlin hat drei Universitäten, so viel gute Leute gibt es sonst nirgendwo.“ Dass das Leben hier so preiswert sei, bewirke niedrige Personalkosten. „In München sähe das ganz anders aus.“ Daniela Englert

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