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Berlin: Star-DJ soll die Love Parade retten – aber erst 2006

An einen Umzug in diesem Sommer glauben nicht einmal mehr die Veranstalter. Stattdessen hoffen sie auf einen Neuanfang mit Paul van Dyk an der Spitze

Nach außen setzen die Macher der Love Parade wacker auf das Prinzip Hoffnung. Wer bei der Love Parade GmbH anruft, bekommt von der einzigen verbliebenen Mitarbeiterin der einst 20 Leute beschäftigenden Firma, der Assistentin des nicht vorhandenen Geschäftsführers, stets die gleiche Auskunft: Man verhandele weiter mit potenziellen Sponsoren; die Zukunft des Musikspektakels sei offen; man solle nächste Woche wieder anrufen.

Intern haben sich die Veranstalter allerdings längst von der Hoffnung verabschiedet, ein Deus ex Machina, ein unerwarteter Retter könne die mangels Sponsoren darniederliegende Parade retten, die für Juli geplant war. Hinter vorgehaltener Hand haben die Erbverwalter der Parade, die fünf Gesellschafter der GmbH, das Spektakel für 2005 bereits abgeschrieben – es mag nur niemand dafür verantwortlich sein, das Projekt für erledigt zu erklären, auch aus Angst, dann als Nestbeschmutzer dazustehen. „Es ist wie bei einem Koma-Patienten, der längst tot ist“, sagt ein Insider: „Die Angehörigen stehen ums Bett herum, aber niemand traut sich, das Beatmungsgerät auszuschalten.“

Wer den Eiertanz um die Parade verstehen will, muss sich das Projekt wie ein Familienunternehmen vorstellen, das vor dem wirtschaftlichen Aus steht, sagt ein Kenner: „Die Gründergeneration überhöht sich, will nicht loslassen und zerstört die Sache lieber, als einen Neuanfang zuzulassen.“ Dabei sah bis vor einigen Monaten vieles nach einem Neuanfang aus. Nachdem die Parade bereits im vergangenen Jahr wegen Geldmangels ausgefallen war, bahnte sich an der Spitze der GmbH und der einst für die Durchführung zuständigen Gesellschaft Planetcom ein Wechsel an. GmbH-Geschäftsführer Fabian Lenz legte sein Amt nieder. Auch Planetcom-Chef Ralf Regitz, zugleich einer der fünf Teilhaber der GmbH, wollte sich zurückziehen. Als neuer Geschäftsführer war Musikmanager Tim Renner umworben worden, sein Vertrag über eine Teilzeitstelle und auch die Übernahme eines Anteils der GmbH waren bereits vorbereitet. Dann jedoch kam es zu internen Reibereien mit den Gesellschaftern über Renners Ideen für eine Reform der Parade. „Er war enthusiastisch, ist aber am Widerstand einiger Gesellschafter gescheitert“, sagt ein Kenner. Tim Renner selbst will sich öffentlich dazu nicht äußern.

Die Teilhaber der Love Parade GmbH sind einander durch langjährige gemeinsame Geschichte ebenso verbunden wie durch leidenschaftliche Meinungsverschiedenheiten über den Kurs. Zu den Gesellschaftern gehören neben dem einstigen Paraden-Veranstalter Ralf Regitz und Matthias Roeingh, bekannt als DJ „Dr. Motte“, auch Sandra Molzahn und William Röttger vom Plattenlabel „Low Spirit“ sowie der Love–Parade-Anwalt Andreas Scheuermann.

Nicht allen behagte der frische Wind, den Tim Renner in den Laden bringen wollte. Die unerwartete Absage bedeutender Sponsoren wie Samsung und T-Mobile, die Renner in den für die Parade veranschlagten Kosten von zwei Millionen Euro fest eingeplant hatte, taten ein Übriges: Renner gab dieser Tage auf.

Seitdem besteht an der Spitze der Love Parade GmbH ein Vakuum: Niemand ist formal verantwortlich. „Es ist keiner qua Amt gezwungen, das unabwendbare Aus für 2005 zu verkünden, also tut es keiner“, sagt ein Insider. Die Gedanken der Gesellschafter kreisen derweil schon längst um die Zukunft. „Die bauen schon Luftschlösser für 2006“, spöttelt ein Kenner. Nach Informationen des Tagesspiegels laufen Verhandlungen mit einem Paar, dessen Name in der elektronischen Musik-Szene Gewicht hat: Paul van Dyk, international gefeierter DJ, soll als verantwortlicher Partner eingebunden werden, seine Frau Natascha, die sich als Sängerin und im Umfeld des Labels „Ministry of Sound“ einen Namen gemacht hat, ist als Geschäftsführerin im Gespräch. Beide wollen sich dazu nicht äußern. Aber das muss bei der Love Parade nichts heißen.

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