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Berlin: Statt Flughafen nur noch Landeplatz

Pläne für Tempelhof: Investor will Gebäude kaufen

Damit hatte ernsthaft niemand gerechnet: Für das Flughafengebäude in Tempelhof gibt es nach Tagesspiegel-Informationen einen Kaufinteressenten aus den Vereinigten Staaten. Er will dem Vernehmen nach das Gebäude, das zu den größten weltweit zählt, aber nur übernehmen, wenn es dort weiter Geschäftsflugverkehr gibt. Und die Geschäftsflieger haben dafür, wie berichtet, bereits ein Konzept entwickelt. Etwa 1,5 Millionen Euro jährlich müsste aber ein Dritter übernehmen. Linienverkehr soll es nicht mehr geben.

Würden in Tempelhof nur noch Geschäftsflugzeuge starten und landen, könnte der internationale Verkehrsflughafen zu einem Landeplatz herabgestuft werden. Für ihn gelten weniger strenge Vorschriften, etwa bei der Ausstattung der Feuerwehr. Eine Berufsfeuerwehr braucht man nicht mehr.

Die schon heute vom Linienflugverkehr getrennte sogenannte General Aviation benötigt auch keine große Abfertigungshalle mit Gepäckband. Grundsätzlich würde ein kleines Gebäude reichen. Auch so ließe sich Geld im laufenden Betrieb sparen. Nicht gedeckt durch die Geschäftsfliegerei wären aber die Aufwendungen für die Start- und Landebahn, die mit 1,5 Millionen Euro pro Jahr angegeben werden. Wer diesen Betrag aufbringen soll, ist ungewiss.

Die Hoffnung, dass hier der Bund einspringt, hat sich bisher nicht erfüllt. Das Verteidigungsministerium will den Berliner Teil der Flugbereitschaft der Bundesregierung lieber weiter in Tegel stationieren und nach dem Ausbau Schönefelds möglicherweise mit der kompletten Staffel dorthin umziehen.

Die Flughafengesellschaft verweist darauf, dass der ausgebaute Flughafen Berlin-Brandenburg International (BBI) so geplant sei, dass dort auch die Geschäftsflieger genügend Platz finden werden. Auch ein besonderer Abfertigungsbereich sei für sie vorgesehen. Einen Bedarf, Tempelhof für diese Kunden offen zu halten, gebe es nicht. Und Schönefeld liege nur etwa 20 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt.

Aus der Wirtschaft kommt dagegen seit langem die Forderung, Tempelhof zumindest für die Geschäftsflieger zu erhalten. Diese Klientel sei auf kurze Wege angewiesen, wie sie der innerstädtische Flughafen biete. Politische Unterstützung kommt von der CDU und der FDP. Ein besonderes Risiko für die Anwohner durch einen weiteren Flugbetrieb sieht Friedbert Pflüger, der Fraktionsvorsitzende der CDU und Befürworter Tempelhofs, nicht.

Was der Kaufinteressent aus Amerika mit dem Gebäude machen will, ist bisher nicht bekannt. Der Bund als Eigentümer lässt derzeit Konzepte für eine Nachnutzung prüfen. Dass es möglich sein könnte, das Gebäude, das bisher zu hohen Verlusten führt, zu verkaufen, war bisher nicht erwogen worden. Der Interessent war schon im Kanzleramt und im Finanzministerium.

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