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Berlin: Stau am Fjord, Freibier in Köpenick

Auf der ITB liegt Norwegen strategisch günstig. Aber Berlin hat was zu verschenken

In Norwegen könnte es in diesem Sommer eng werden: Eine Menschenkette zieht sich am Freitagvormittag die Masurenallee entlang, staut sich kurz am Nordeingang zur ITB, biegt links ab – und stoppt am Stand von Norwegen, ganz vorn in Messehalle 18. Es gibt nicht nur jede Menge Prospekte fürs Volk, sondern auch Ansprechpartner in ausreichender Zahl. Die wissen Bescheid, wenn die Fragen nicht zu speziell werden.

Jenseits des Nadelöhrs zwischen den Fjorden lichtet sich die Menge. Die meisten Besucher scheinen ihr (Reise-)Ziel klar vor Augen zu haben und lassen sich weder von einem riesigen Schweizer Plüsch-Bernhardiner noch von einer masurischen Folklore-Gruppe aufhalten, sondern steuern die Info-Stände an. Vor allem die von Brandenburg, in Halle 12. „Radfahren wird wie verrückt nachgefragt“, sagt Heike Zumpe vom Tourismus-Verband Uckermark. „Und alle interessieren sich für unsere Großschutzgebiete wie das Odertal. Ich kriege schon Angst, dass unsere Hefte nicht reichen. Die Leute fragen ganz gezielt – es macht richtig Spaß.“ Passend dazu stellte Agrarminister Wolfgang Birthler gestern den Katalog „Lust auf Natur“ mit 150 Tourentipps und Einladungen zu geführten Exkursionen vor.

Zwischen den Nachbauten von Reichstagskuppel und Brandenburger Tor werden vor allem die Fachbesucher-Treffs frequentiert. Auch die Werbekarten und Gummibärchen des Jüdischen Museums werden rege nachgefragt, ansonsten ist wenig los. Als einziger Bezirk präsentiert sich Treptow-Köpenick mit eigenem Stand. Bürgermeister Klaus Ulbricht (SPD) eröffnet ihn gerade, den Hauptmann von Köpenick samt bewaffneter Garde im Nacken. Diese marschiert mit Getöse los und verstößt damit gegen die Messeordnung, laut der „Musik- und Gesangsdarbietungen nur in einer gemäßigten Lautstärke gestattet“ sind. Nach dem Abzug von Hauptmann & Co. empfiehlt Ulbricht, im Interesse des Tourismus „lieber über das zu reden, was wir haben, statt über das, was wir uns wünschen“. Das fällt vielen Köpenickern schwer – angesichts verödeter Altstadt, verfallendem Müggelturm und bis 2004 verrammeltem Schloss. Doch Ulbricht hat auch eine gute Nachricht: Im Herbst soll der Bau des Thermalbades in Adlershof beginnen.

Am Stand von Treptow-Köpenick versteckt sich ein wahrer ITB-Geheimtipp: Ein Freibier-Ausschank von Bürgerbräu. Sonst gibt es auf der Messe höchstens Bonbons und Gedrucktes gratis. Und was fürs Auge: In Klein-Kenia steht ein zweistöckiges Haus aus Rundhölzern, bei Bahrain sieht es aus wie in Sultans Gemächern und der Iran präsentiert sich zwischen antiken Ruinen. Überhaupt sind die arabischen Stände die aufwändigsten. Und die leersten.

Am Sonnabend und Sonntag von 10 bis 18 Uhr sind Publikumstage auf der ITB. Eine Tageskarte kostet 11,50 (ermäßigt: 6) Euro.

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