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Berlin: Staufalle Warschauer Straße – BVG legt neue Gleise

Erst vor drei Jahren wurde die Mittelpromenade von Grund auf erneuert. Jetzt ärgern sich Anlieger, weil die BVG ihre Arbeit nicht schon damals erledigte

Zur Großbaustelle ist – wieder einmal – die Warschauer Straße in Friedrichshain geworden. In beiden Richtungen werden zwischen der Revaler-, Kopernikus-, Grünberger und Boxhagener Straße die Straßenbahngleise aufgerissen. Busse fahren zwischen Frankfurter Allee und Bahnhof Warschauer Straße als Ersatzverkehr. Autofahrer ärgern sich über Engpässe und Staus, Anwohner über den Lärm. Und darüber, dass sie den grünen Mittelstreifen mit der Promenade, erst vor drei Jahren angelegt, nur noch schwer erreichen können. Viele fragen sich, warum die Gleise der Linien 20 und 23 nicht schon damals gelegt wurden. „Straßenbahn-Erneuerung ist eine teure Angelegenheit“, verteidigt BVG-Sprecherin Petra Reetz den Terminplan, „da gehen wir erst ran, wenn es sein muss“.

Baustadtrat Franz Schulz (Grüne) hätte es gern früher gesehen, zumal bei den Arbeiten auch der Mittelstreifen hier und da „eingedrückt“ wird. Die Gleise stammen, wie Bauarbeiter skeptischen Anwohnern bestätigten, aus der Vorwendezeit – und da ist nach zehn bis 25 Jahren eine Grunderneuerung fällig. Diese kostet rund 1,6 Millionen Euro und soll bis Ende November dauern. Die neuen Gleise sollen weniger Schall und Schwingungen erzeugen, nicht in Schotter eingebettet sein, so dass hier auch Gras wachsen kann. Im Fachjargon wird das „begrüntes Neues Berliner Straßenbahngleis“ genannt. Mit den Gleisen werden auch die Fahrleitungsanlage modernisiert und Straßenbahnhaltestellen behindertengerecht umgebaut. An der Kreuzung Grünberger Straße fallen Fahr- und Abbiegespuren weg, der Verkehr muss umgeleitet werden. Vom 1. November an werden dann auch in der Boxhagener Straße vier Wochen lang Gleise erneuert, der Durchgangsverkehr aber bleibt aufrechterhalten, sagt die BVG.

Das Verkehrsunternehmen hat die Anlieger in einer kleinen Broschüre über die Arbeiten informiert, nicht aber darüber, dass es sich wirklich um alte Gleise handelt, die da ersetzt werden. So ist die Stimmung an der Straße mitunter schlecht, weil viele meinen, dass die Gleise schon beim Bau des Mittelstreifens erneuert wurden. „Empörend“ findet es eine Rentnerin, „dass die schon wieder alles aufreißen“. „Bauen auf, reißen nieder, haben Arbeit immer wieder“, schimpft eine Frau im Zeitungsladen.

Die Gleise von der Revaler Straße ab in Richtung Bahnhof Warschauer Straße und Warschauer Brücke werden nach Auskunft der BVG nicht erneuert. Die Brücke war im letzten Jahr eine Staufalle. An erst vor drei Jahren eingebauten Gleisanlagen hatten sich Risse gebildet, bei der Freilegung stellt man Ende des Jahres größere Schäden fest, über den Schuldigen stritten sich Stadtentwicklungsverwaltung und Baufirma. Provisorisch wurden die Schäden behoben, „das reicht als Übergangslösung“, heißt es dazu in der Senatsverwaltung.

Christian van Lessen

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