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Berlin: Staufreie Premiere

Der Ansturm blieb aus: Der Tiergartentunnel wurde gestern eröffnet, der Verkehr rollte reibungslos

Der Stau blieb aus. Die ersten Stunden nach der Eröffnung des Tiergartentunnels verliefen gestern Nachmittag reibungslos. Offensichtlich wollten weniger Autofahrer als erwartet zu den Ersten gehören, die durch die neuen Röhren fahren. Nach mehr als zehn Jahren Bauzeit waren die Mitarbeiter der Stadtentwicklungsverwaltung gestern aber auch schneller als geplant. Sie gaben die Röhren bereits um 13.45 Uhr frei; im Programm war dies erst für 14.40 Uhr vorgesehen.

Und früher als geplant machten sie auch das restliche Stück der Entlastungsstraße dicht, die bereits am Vormittag den Fußgängern gehörte. Bevor die ersten Autos ohne großen Pomp durch den 2,4 Kilometer langen Tunnel von der Heidestraße im Norden zu den Uferstraßen am Landwehrkanal im Süden fahren konnten, zerschnitten Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee, der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit und Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer am Mittag das Eröffnungsband.

Zum offiziellen Eröffnungskorso gehörten auch Oldtimer – alle schon gebaut, als 1995 der erste Spatenstich für den Tunnel erfolgte. Eine Anspielung auf die lange Bauzeit sollte der Korso nicht sein. Denn aufgehalten hatten die Tunnelbauer des Senats nur die Arbeiten am Hauptbahnhof. Dessen Fertigstellung hatte sich um Jahre verzögert. Die Röhren für die Bahn und die Straße wurden nämlich gemeinsam gebaut.

Gestern war alles vergessen, auch die Probleme mit der aufwändigen Sicherheitseinrichtung des Tunnels, die die Eröffnung am Schluss nochmals um mehrere Monate verzögert hatten. Es sei richtig gewesen, dass man diese Technik so ausführlich geprüft habe, sagte Wowereit. Der Tunnel verbessere zumindest die Situation auf den Straßen im Zentrum, auch wenn es nicht möglich sei, eine autogerechte Stadt zu bauen.

Tiefensee scheint künftigen Staus gelassen entgegenzusehen. Wenn es die gebe, habe das sicher nichts mit dem Bauwerk zu tun, sondern mit den Autofahrern selbst. Wie Junge-Reyer forderte er die Benutzer auf, sich langsam an den Tunnel zu gewöhnen. Der ist als Stadtstraße konzipiert und nicht übersichtlich wie ein Autobahntunnel. Berlin wollte eine Stadtstraße, deshalb steuerte der Bund auch nur 181 Millionen zu den 390 Millionen Euro Gesamtkosten bei. Eine Autobahn wäre dagegen fast komplett finanziert worden.

Von den zwei schmalen Fahrstreifen an den nördlichen und südlichen Zu- und Ausfahrten im Tunnel wird nur einer genutzt, der andere bleibt gesperrt. So wollen die Planer Staus vermeiden. Die Bewährungsprobe kommt heute, wenn der Berufsverkehr durch den Tunnel rollt.

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