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© Peters

Steglitz: Der menschliche Makel

Drei Mal schon blieben Lastkraftwagen an einer Berliner S-Bahn-Brücke hängen. Nun stehen die Navigationsgeräte unter Verdacht.

Der Letzte war vor wenigen Tagen ein Autotransporter. In der Steglitzer Bergstraße bleiben immer wieder Laster an der S-Bahn-Brücke hängen. Ein Blick auf die rot umrandeten Schilder, auf denen die Höhe mit 2,65 Meter angegeben ist, müsste schon vor dem Knall deutlich machen: Die Transporter passen nicht darunter her. An der gleichen Stelle aber gab es schon 2007 zwei Unfälle.

Haben sich die Fahrer etwa zu sehr auf ihre Navigationsgeräte verlassen? Wolfgang Kettner, Niederlassungsleiter der Spedition Schmalz + Schön in Velten bei Berlin, hört von seinen Fahrern oft, dass ihr Gerät sie falsch geführt habe. Bisher habe es noch keinen Schaden gegeben. Aber er macht vorsichtshalber eine Ansage: „Die Geräte entbinden niemanden von der Pflicht, vor einer Brücke zu gucken, ob das Fahrzeug auch durchpasst.“

Reinhart Kühne, Leiter der Abteilung Verkehrstechnik am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Adlershof ist vorsichtig, wenn die Technik von Fahrern als Entschuldigung herangezogen wird. „Sie versuchen eine plausible Erklärung zu geben.“ Klaus Dieter Becker, Geschäftsführer der Spedition „Alle Ziele“, findet deutliche Worte für den wahren Grund: „Es ist meist der Faktor menschliche Dummheit.“ Bei der Berliner Polizei gilt die Entschuldigung: „Aber mein Navi hat doch...“ auf jeden Fall nicht. „In jedem Fall ist der Fahrzeugführer verantwortlich“, betont ein Sprecher.

Das Prinzip der Navigationsgeräte beruht auf der Satellitentechnik GPS. Satelliten in der Erdumlaufbahn senden die exakte Uhrzeit an die Navigationsgeräte. Die können daraus ihren Aufenthaltsort errechnen. Kühne entwickelt am DLR auch Verkehrssysteme und weiß, wie unausgereift die Software in manchen Punkten ist. „Es gibt keine Karten, die die Durchfahrtshöhe anzeigen.“ Ganz schwierig sei es auch, die richtige Ausfahrt anzuzeigen, wenn es eng wird, zum Beispiel im Kreisverkehr.

Die Unzulänglichkeiten dienen oft als Entschuldigung für kuriose Episoden. So endete die Reise eines BMW-Fahrers durch Brandenburg vor drei Jahren in der Havel. Er gab seinem Navigationsgerät die Schuld: das hätte eine Brücke angezeigt. mj

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