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Über Jahre war der Mittelpfeiler der Teufelsbrücke im Volkspark Glienicke unbemerkt unterspült worden. Ein Unwetter 2009 gab ihm den Rest.

©  THW

Steglitz-Zehlendorf: Die Teufelsbrücke bleibt eine Ruine

Seit 2009 ist die Teufelsbrücke in Wannsee eine Ruine. Das wird vorerst so bleiben - für ihre Reparatur fühlt sich niemand zuständig.

Wie des Teufels letzter Zahnstumpf ragt sie gen Himmel, es bröckelt allerorten. Die gemauerte einstige Brückenstütze schwebt haltlos in der Luft, Teil eines historischen Brückenschlags am Havelufer in Wannsee, benannt nach dem Herrn der Hölle. Prinz Carl von Preußen ließ die „Teufelsbrücke“ 1838 als romantisches Accessoire im Volkspark Glienicke bauen, längst gehört sie zum Unesco-Weltkulturerbe.

Doch wer heute an der Havel zwischen Moorlake und Schloss Glienicke entlang spaziert, sieht auf etwa halber Strecke kaum mehr als einen kläglichen Rest des geschützten architektonischen Juwels. Die Brücke ist seit 2009 zerstört, es gab Anläufe, sie zu rekonstruieren, doch seit zwei Jahren herrscht Stillstand. Wann repariert sie endlich mal jemand?

Ein Frühlingstag, um die Mittagszeit. Radler rollen am Uferweg entlang, Wanderer genießen den Blick übers Wasser zum toskanischen Campanile und den Säulen-Kolonnaden der Sacrower Heilandskirche. Aber hinter ihnen, auf der Höhe der Uferböschung, wuchert Unkraut, stapeln sich Zementsäcke, sind alte Mauerstücke und die letzte Brückenstütze teils mit Bohlen verschalt, Armierungseisen liegen kreuz und quer wie Mikadostäbe, dahinter senkt sich eine Baugrube. Und um den traurigen Anblick herum ist ein lückenhafter Zaun aufgestellt. Sieht alles aus, als hätten die Arbeiter das Gelände fluchtartig verlassen.

Der Schlosspark Glienicke
Der Schlosspark Glienicke

© Hans Bach

So hatte sich der dritte Sohn von König Friedrich Wilhelm III. und Königin Luise, Prinz Carl Alexander, die Sache nicht vorgestellt. Als er seinen Sommersitz, das Schloss Glienicke, ausbauen und den dazugehörigen Park anlegen ließ, gab Carl bei seinem Lieblingsarchitekten Ludwig Persius eine künstlich als Ruine gestaltete Brücke in Auftrag. Sie sollte über eine schmale Schlucht des Steilufers führen.

Es war damals modern, Ausblicke auf Ruinen zu genießen mit scheinbar zerborstenem Gemäuer, also ließ er seiner Schwärmerei freien Lauf. Um den Effekt auf die Spitze zu treiben, wurde sogar eine Lücke zwischen den steinernen Bögen mit einem provisorischen Steg aus Knüppelholz überbrückt.

Die Nazis gestalteten die Brücke um

Bis 1935 konnten sich Wanderer an der Originalbrücke erfreuen, aber zur Nazizeit entsprach die Pseudo-Ruine nicht mehr dem Zeitgeschmack, sie wurde zur ordentlichen Mauerwerkbrücke ohne Holz und Schnickschnack umgestaltet. So blieb sie bis zur Kehrtwende 1992. In jenem Jahr besann man sich der romantischen Tradition und stellte die alte Scheinruine nach dem ursprünglichen Vorbild wieder her, mitsamt Knüppelholzergänzung. Allerdings gestaltete sich dies in der Planungsphase anfangs schwierig, da „Ruinenbrücken“ in den Sicherheitsbestimmungen der deutschen Bauordnung nicht vorgesehen sind.

So weit, so schön. Doch die wiedergewonnene Freude am historischen Anblick währte nur bis 2009. Im Oktober des Jahres stürzte der zentraler Mittelpfeiler bei einem Unwetter ein, das Fundament war über Jahre unterspült worden, ein heftiger Regenguss hatte den Rest erledigt. Nun war die Brücke eine echte Ruine. Es folgte ein Hin und Her um Zuständigkeiten und den Wiederaufbau. Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten kümmert sich um Schloss Glienicke, aber nicht um den Park.

Der Bezirk Steglitz-Zehlendorf muss sich zwar um den Park kümmern, aber nicht um die Teufelsbrücke, denn für Brückenbauwerke ab 1,5 Metern Höhe ist in Berlin die Senatsverkehrsverwaltung zuständig. 2013 beauftragte der Senat schließlich eine Ingenieurfirma mit der Rekonstruktion. Aber die gesamte Gründung des Bauwerks erwies sich als derart marode, dass die Arbeiten bald gestoppt wurden – und die Bauruine blieb.

Der Senat will die historischen Reste inzwischen komplett abbrechen. Danach soll die Brücke wieder originalgetreu neu aufgebaut werden. Aber das Landesdenkmalamt stellt sich quer. Es möchte die alte Substanz retten und in den Wiederaufbau integrieren. Denkmalexperten sollen untersuchen, ob dies nicht doch möglich ist. Ein Weilchen müssen wir uns also noch gedulden, bis aus der Bauruine am Fluss wieder eine romantische Ruinen-Brücke wird.

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