zum Hauptinhalt
Wärme, Wasser und Strom werden in Berlin immer teurer.

© dpa

Steigende Mietnebenkosten in Berlin: Wohnungsverband: „Die Energiewende verteuert das Wohnen“

In Berlin wird das Wohnen immer teurer. Schuld daran sei die Energiewende, beklagt der Wohnungsverband BBU. Eine Entlastung ist für die Berliner so schnell offenbar nicht in Sicht. Woran liegt das?

Steigende Energiepreise treiben die Mieten in Berlin in die Höhe: Ein Zweipersonenhaushalt muss heute für eine 60 Quadratmeter große Wohnung 240 Euro mehr pro Jahr an Nebenkosten zahlen als 2010. Dies geht aus der neuen „Preisdatenbank“ des Verbandes Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) hervor. „Die Energiewende verteuert das Wohnen“, sagte BBU-Vorstand Maren Kern. Die Entwicklung der Energiepreise werfe die Frage auf, ob man sich „gutes Wohnen“ noch leisten kann.

Denn die steigenden Wärmepreise können kaum noch durch die energetische Sanierung von Miethäusern aufgefangen werden, denn fast 80 Prozent des Bestandes sind bereits erneuert. „Wir haben die große Befürchtung, dass die Energiewende beim Verbraucher vor allem als Preisschock ankommt“, sagte Kern. Die Forderungen des BBU, um beim anhaltenden Preisanstieg noch umsteuern zu können, richten sich vornehmlich an die Bundespolitik – dazu zählen die weitere „mietenorientierte“ Förderung energetischer Modernisierung, keine Energiesubventionen für die Industrie und Großabnehmer zulasten der Verbraucher und durchsetzungsstarke Kartellbehörden. Zudem wollen die Wohnungsunternehmen gern auch selbst auf den Dächern ihrer Häuser mit Anlagen erneuerbarer Energie Strom und Wärme produzieren. Doch vor allem Genossenschaften und städtische Unternehmen schrecken bislang wegen des drohenden Verlusts ihrer steuerlichen Vorteile davor zurück. Sie müssen ihre Dächer anderen Unternehmen zur Energieproduktion überlassen.

Noch allerdings relativieren sich die Zahlen im Vergleich zu anderen Großstädten. Bei der Fernwärme liegt Berlin im unteren Mittelfeld, in Leipzig ist sie 32 Prozent teurer, Erdgas kostet vier Prozent mehr. Hier liegt Berlin im Spitzenfeld, in München ist Erdgas 14 Prozent billiger. Auch beim Strompreis liegt Berlin im oberen Mittelfeld, der ist in Leipzig am höchsten, in München und Magdeburg am niedrigsten – mit Unterschieden von bis zu zehn Prozent.

Am günstigsten ist Berlin im Vergleich der Großstädte aber bei der Müllentsorgung. Die ist in Frankfurt (Main) am teuersten, im Vergleich zu Berlin um 170 Prozent. Einen klaren Spitzenplatz nimmt die Hauptstadt laut BBU bei den Preisen für Trink- und Abwasser unter den Großstädten ein. In Vergleich zu Leipzig, wo die Wasserpreise am günstigsten sind, ist das ein Unterschied von 50 Prozent. Daran wird sich nach Meinung von BBU-Technikchef Siegfried Rehberg auch durch den Rückkauf der Wasserbetriebe durch das Land nicht viel ändern. „Wir sind skeptisch, ob die Rekommunalisierung zu niedrigeren Wasserpreisen führt“, sagte er. Denn in Potsdam war die Wasserversorgung Mitte der 1990er Jahren privatisiert worden, zur Jahrtausendwende kaufte die Stadt die Wasserbetriebe zurück – heute zahlen die Potsdamer einen der bundesweit höchsten Wasserpreise unter den größeren Städten: 6,48 Euro pro Kubikmeter. In Berlin sind es 5,10 Euro, in Leipzig 3,34 Euro.

Im BBU sind rund 360 Wohnungsbaugesellschaften und -genossenschaften organisiert, die fast 40 Prozent aller Wohnungen Berlins verwalten.

Der Hauptgeschäftsführer des Berliner Mietervereins Reiner Wild forderte den Senat auf, „die Gebäudeeigentümer über die bezirklichen Bau- und Wohnungsaufsichtsämter zum Austausch veralteter Heizungen zu zwingen, wenn Mängelanzeigen der Schornsteinfeger vorliegen“. Wild zufolge steigt auch der Druck auf die Mieter weiter durch die bevorstehende Mietrechtsreform des Bundes: Das „unausgewogene Mietrecht“ treibe eine „Mieterhöhungsspirale“ von „Modernisierungen und Energieeinsparungen“ an.

Was das Wohnen teuerer macht

MIETKOSTEN

Durchschnittlich kostet die Warmmiete in Berlin 7,44 Euro pro Quadratmeter, 5,04 Euro netto kalt und 2,40 Euro für die Gesamtbetiebskosten.

STEIGENDE ENERGIEKOSTEN

Die Nettokaltmiete stieg laut BBU-Statistik seit 2005 um 8,9 Prozent. Die Energiekosten haben seither um fast 50 Prozent angezogen.

GAS, FERNWÄRME UND STROM

Allein für das laufende Jahr stiegen die Kosten für Gas bei der jüngsten Preisanhebung im Februar um zehn Prozent, das sind 102 Euro jährliche Mehrkosten für einen Durchschnittshaushalt. Seit 2010 stiegen die Erdgaspreise um 28 Prozent.

Fernwärme verteuerte sich um neun Prozent, Strom um 6,5 Prozent. (axf)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false