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Berlin: Steine des Anstoßes

Das Ziel der Demonstranten: ein Blick auf die Villen der Banker

Die zweistöckige, frisch und hell verputzte Villa sieht aus, als wäre sie noch bewohnt. Ganz offensichtlich ist vor kurzer Zeit viel Geld in das Haus gesteckt worden. Das Grundstück ist eines der größten in der Gegend. In einem der Villenfenster stehen Blumen, als ob die Bewohner nur vorübergehend außer Haus wären. Im großen, von einer langen Mauer umgebenen Garten mit kleinem Teich und weiten Rasenflächen sind Liegestühle aufgestellt, nichts sieht verdorrt und ungepflegt aus. Ins Bild passt nicht, dass sich über das schräge Dach Kabel schlängeln, als müsse noch was installiert werden. Beim Klingeln öffnet niemand, kein nsschild schmückt die Gartenpforte mit der Garageneinfahrt. Das Haus wartet auf neue Bewohner. Nachbarn an der Sven-Hedin-Straße waren überrascht, als die Anschrift des Hauses mit 18 anderen Adressen veröffentlicht wurde – im Zusammenhang mit Berichten über die Bankgesellschaft und die Selbstbedienung der Topmanager bei bankeigenen Luxusvillen. Zu lesen war, dass dieses Haus inklusive der Umbauten über 2,2 Millionen Euro wert sei, was man ihm auf den ersten Blick durchaus ansieht. Dass nur wenige Meter weiter, in der Forststraße, auch einer der Bankmanager wohnte, wussten die wenigsten in der Gegend, nun ist das vergleichsweise bescheiden wirkende Haus bekannt und auch sein Wert wird diskutiert: Fast 1,8 Millionen Euro. Auch dieses zweistöckige Haus wurde vor nicht langer Zeit frisch verputzt, die Fensterläden geben der Villa etwas Mediterranes, nur der Garten will nicht passen, sieht etwas verwildert aus. Hier wohnt niemand mehr, das fällt in der Straße auf.

Die Bankgesellschaft leistete sich nicht nur hübsche Grunewaldvillen, die heute bei einer Demonstration „besucht“ werden. Viele Topmanager wohnten auch rund um Mexikoplatz und Krumme Lanke, und sie ließen sich oft sehr aufwändig die Häuser nach ihrem Geschmack herrichten. Vermutlich nicht so luxuriös, wie es der frühere Bankvorsitzende Wolfgang Rupf für seine Grunewalder Villa durchsetzen konnte, wo aus geplanten Baukosten von rund zwei plötzlich vier Millionen Euro wurden, wobei die Anschaffungskosten von 1,8 Millionen Euro noch gar nicht berücksichtigt waren.

Die Schmuckstücke, so sie leer stehen, dürfen nicht besichtigt werden. Die Bankgesellschaft hat das ausdrücklich untersagt. Von insgesamt 20 Villen ist die Rede. Neun davon seien ohnehin noch vermietet, so dass sich ein Besuch verbiete, acht bereits verkauft, für die Bankgesellschaft nicht verfügbar, und drei biete man zur Zeit auf dem Markt an. Und die seien leer geräumt, da gäbe es sowieso nichts mehr zu sehen. C. v. L.

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