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Berlin: Steine statt Juwelen

Ruhig sitzen bleiben, bei „Sympathy for the devil“? Während Mick sich die Seele aus dem Leibe schreit, die Flammen auflodern im Takt?

Ruhig sitzen bleiben, bei „Sympathy for the devil“? Während Mick sich die Seele aus dem Leibe schreit, die Flammen auflodern im Takt? Geht nicht, selbst wenn man die Rolling Stones vor kurzem noch mied wie der Teufel das Weihwasser. Was für eine Dame wie CharityLady Ann-Katrin Bauknecht natürlich ein schiefes Bild ist, aber sie hielt die Rockrüpel nun mal lange Zeit für „Schreihälse“, mochte nicht, was sie auf der Bühne trieben, hielt es mit Elvis und den Beatles, ließ sich nur aus Neugier zum Konzert im Olympiastadion verleiten. Aber nun wippt sie doch, schwenkt ihr Leuchtstoffstäbchen, hat gar mitgejuchzt, als Mick Jagger die Band vorstellte.

Was braucht ein VIP beim Rockkonzert? Power-Limonade, bunte Papiertaschentücher, Lolli, Feuerzeug, Seifenblasen, Gummibärchen und eben so ein Winkelement. All das hatte Isa von Hardenberg ihren in der VIP-Lounge versammelten Gästen in die Wundertüten packen lassen, schließlich sind die Zeiten, als John Lennon und seine Jungs vor der Queen auftraten, lange vorbei. Wie sagte er doch? „Die Leute auf den billigen Plätzen klatschen bitte mit, der Rest von Ihnen rasselt einfach mit den Juwelen.“ Von den VIPs im Olympiastadion hat keiner gerasselt, aber alle haben fleißig geklatscht. Nun, von Birgit Breuel vielleicht abgesehen, die erst recht fassungslos schien, sich gegen Ende aber doch ein dezentes Wippen gestattete. Aber Friede Springer hat vergnügt mitgeklatscht, und Alexandra Kamp schwang wie ihre Mutter Maria Metzmeier begeistert die Arme. Zehn Mal waren sie schon bei den Stones, beim ersten gemeinsamen Konzert war Alexandra noch nicht mal geboren.

Mancher VIP, bei dem man es nicht erwartete, konnte persönliche Anekdoten zum Besten geben, vor dem Konzert beim Treffen in der Galerie Camera Work inmitten von Stones-Fotos und Gemälden von Ron Wood oder hinterher bei der Party im Dorset Haus auf dem Olympiagelände. Udo Walz entpuppte sich als Fan der ersten Stunde, war 1965 dabei, als die Waldbühne platt gemacht wurde. Heike Makatsch hatte ihre Stones-Initiation 1991 in Köln, schlüpfte ohne Karte durch die Absperrungen, wurde mit Hunden gejagt und hinausbugsiert, kam durch eine heimlich zugesteckte Pressekarte aber doch noch rein. Jack White schwenkte erst von den Beatles zu den Stones, als er Mick persönlich kennen lernte. Volker Schlöndorff hatte gleich für seinen zweiten Film „Mord und Totschlag“ auf die Stones zurückgegriffen. So war Klaus Wowereit wohl einer der wenigen Stones-Novizen, auch nach dem Konzert kein Fan, aber immerhin: „Es war beeindruckend.“ ac

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