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Herr des Studios. Tim Raue bittet erneut zu Tisch: Im gemütlichen Restaurant am Mauerstreifen in Mitte.

© dpa

Sterneküche: Koch Tim Raue eröffnet viertes Restaurant in Berlin

Der Sternekoch Tim Raue eröffnet am Donnerstag am alten Mauerstreifen in Mitte das „Studio“, sein viertes Restaurant. Und es soll nicht das letzte sein.

Jedes Jahr ein neues Restaurant – dieses Versprechen hat Tim Raue im vergangenen November gegeben. Da wusste er schon, dass es mit dem neuen „Studio“ in Mitte, seinem vierten Betrieb, nicht ganz klappen würde, nicht mehr 2014. Doch nun sind alle Hürden überwunden, am heutigen Donnerstag geht es los, gleich mittags und abends. Und Raue, der Überflieger der deutschen Küchenszene, muss langsam zeigen, dass er schafft, was noch keinem deutschen Küchenchef richtig und auf Dauer gelungen ist: mehrere Restaurants gleichzeitig auf hohem und höchstem Niveau zu führen. Drei hat er ja schon, und sie laufen gut.

Damit das gelingt, erneuert er ein Gelübde, das er schon einmal gebrochen hat: Nie wieder Fernsehen! Um die Jahreswende war er mit Tim Mälzer für Vox unterwegs, gegenwärtig läuft die Edeka-Promo-Show „Das Erfolgsrezept“ mit ihm als Mentor bei RTL – genug, sagt er, „Fernsehen ist nicht meins“.

Restaurant liegt im "Start-up-Campus"

Das „Studio“ gehört zur „Factory“ in der Rheinsberger Straße und liegt im Erdgeschoss direkt am alten Mauerstreifen der Bernauer Straße. Das Backsteingebäude firmiert als „Start-up-Campus“, in dem etablierte Firmen wie Twitter und Google mit neuen Unternehmen zusammenarbeiten, und deshalb ist das Restaurant mittags auch Kantine: Zu Preisen um sieben Euro wird auch externen Gästen schnelles Essen angeboten, das alle zwei Wochen thematisch wechselt – „Wohlfühl-Gerichte“, die den Mittagstischen der Metropolen nachempfunden sind.

Abends rotiert die Küche ebenfalls, aber nur im Drei-Monats-Turnus: Es gibt ein Menü mit vier bis zehn Gängen für 48 bis 88 Euro, das in jedem Quartal ein anderes Thema aufnimmt. Begonnen wird mit der Küche Tokios, also mit Gerichten wie „Sashimi vom Lachs mit warmem Reis, Kumquat und Chili“ oder der japanischen Eiercreme „Chawanmushi“ mit Wachtelei, Trüffeln und geschmolzener Zwiebel. Für den Sommer verspricht Raue, selbst Besitzer einer Ferienwohnung auf Sizilien, sizilianische Küche.

Ziel der Küche ist, natürlich, ein Michelin-Stern. Bringen soll ihn Küchenchef Sascha Friedrichs, der in Berlin erstmals im „a.choice“ auf sich aufmerksam gemacht hatte. Er ist auch der erste externe Küchenchef im Raue-Reich, denn dort kochen bisher nur langjährige Mitarbeiter, Daniel Lengsfeld im „Sra Bua“ und Michael Jaeger im „Soupe“. Als Geschäftsführer und Wein-Spezialist agiert Tilo Barenthin, der von der „Bread&Butter“ gekommen ist, Restaurantleiterin Patricia Liebscher war vorher in gleicher Funktion in Raues „La Soupe populaire“ tätig.

Weiteres Restaurant schon in Planung

Der L-förmige Raum mit offener Küche ist nicht in cooler Start-up-Atmosphäre gestaltet, sondern erinnert eher an Tapasbars: Zwischen Backsteinwänden dominiert ein Mix aus Vintage-Möbeln, weichen Stühlen und Bänken in Braun, Rot und Violett mit viel Holz.

Jedes Jahr ein neues Restaurant? Ach, es gilt ja doch, wenn man berücksichtigt, dass Raue als Berater ein Projekt in Kaliningrad, dem früheren Königsberg, begleitet und dort mit seiner Wiederbelebung der Klopse schon Aufsehen erregt hat. Und er weiß auch schon, was er in den nächsten beiden Jahren gründen will: Ein Sushi-Restaurant in der Kantstraße und eine kantonesische Garküche in der Potsdamer Straße. Damit das alles klappt, greift Tim Raue auf einen weiteren alten Mitstreiter zurück: Steve Karlsch kehrt gerade aus Kitzbühel zurück und soll nun die weitere kulinarische Expansion des Unternehmens steuern.

Studio Tim Raue, Rheinsberger Straße 77, Mitte, Tel. 44310950, Sonntag u. Montag geschlossen, Sonnabend nur Abendessen.

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