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Tempelhof

© Günter Peters

Sternflug: Fliegen für Tempelhof

Über 100 Maschinen starteten zu dem Proteststernflug für den Erhalt des Flughafens Tempelhof. Hobbypilot Smudo, Rapper der Fantastischen Vier, war auch mit dabei.

Ein kleiner Punkt am Himmel – weit entfernt. Für den kleinen Jonas ist es nicht einfach, das Flugzeug zu erkennen, das über den Dächern von Neukölln zum Flughafen Tempelhof schwebt. Zusammen mit seinen Großeltern steht Jonas auf der Tempelhofer Seite am Flughafenzaun. „Wir sind von Buckow hierherkommen, damit der Junge die vielen Flugzeuge sehen kann“, sagt Helma Hamisch. Und viele waren es, die gestern mit einer Demonstration am Himmel für den Weiterbetrieb von Tempelhof ein Zeichen setzen wollten. 102 Maschinen mit 235 Menschen an Bord waren nach Angaben von Sundus Rifaat, dem Initiator der Sternflugaktion, um die Mittagszeit in Tempelhof gelandet. Ohne Probleme.

„Der Anflug war etwas wacklig, aber wie immer großartig“, sagte hinterher der Musiker Smudo, der Rapper und Texter der Fantastischen Vier, einer der erfolgreichsten Hip-Hop-Bands. Zum ersten Mal sei er im Formationsflug gelandet – ihm folgte dicht dahinter eine weitere Maschine. Im Formationsflug war Smudo für den Funkkontakt zuständig.

Mitgehört hat aber nicht nur die Flugsicherung. Rings um den Flughafen hatten sich die Liebhaber des Luftverkehrs am Zaun aufgestellt – wie Jonas und seine Großeltern. Die Experten hörten mit ihren Geräten den Funk mit und wussten so gleich, welche Maschine zu erwarten war. Einige setzten ihr Fernglas fast nie ab, andere filmten fast pausenlos.

„Eine Schande ist es, dass der Flughafen geschlossen wird“, schimpfte eine Frau. Der Flughafen habe doch Geschichte; schon 1950 sei sie hier abgeflogen. Nun soll am 31. Oktober 2008 Schluss sein. So hat es die Luftfahrtbehörde auf Antrag der Flughafengesellschaft beschlossen. Und der Senat hält daran fest – auch wenn ein Volksbegehren zum Weiterbetrieb von Tempelhof als Verkehrsflughafen läuft. Denn nach der derzeitigen Rechtslage müssen Tempelhof und Tegel nach dem Schönefeld-Ausbau schließen.

Auch der CDU-Fraktionsvorsitzende Friedbert Pflüger nutzte die Gelegenheit, um erneut das Offenhalten von Tempelhof zu fordern. Niemand außerhalb Berlins verstehe, dass der Senat einen solchen Flughafen schließen wolle.

Früher hat Volker Hamisch, der Großvater von Jonas, am Flughafen gewohnt und unter dem Lärm gelitten. Aber schließen sollte man Tempelhof nicht, meint er jetzt.

Heute starten die Maschinen zum Rückflug. Daraus solle aber keine Demonstration werden, sagte Rifaat. Jonas und seine Großeltern kommen auch nicht mehr an den Zaun. Klaus Kurpjuweit

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