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Berlin: Steter Tropfen hilft dem Stein

Zum Tag des offenen Denkmals stellen sich private Projekte vor, die alte Bauten neu beleben

Gisela Berger weiß genau, wie ihr neues Bad aussehen soll: „Ich möchte ein Kommunikationsbecken bauen lassen, in dem man etwas trinken oder Schach spielen kann. Die russisch-römische Dampfsauna wird wieder in Stand gesetzt. Dort soll dann eine Badefrau Seifenmassagen geben.“ Die 53-Jährige hatte am 23. Dezember 2003 für einen symbolischen Euro das Stadtbad Steglitz in der Bergstraße gekauft. Auflage: Das denkmalgeschützte Bad sollte in Betrieb bleiben. Zum Tag des offenen Denkmals mit dem diesjährigen Motto „Denkmal und Wasser“ stellt sie ihr Konzept für die Restaurierung und Sanierung des Hauses vor. „Stadtbäder waren Orte der Kommunikation und soziale Treffpunkte. Das soll hier wieder aufleben.“

Spätestens zum 100. Jahrestag des Baus am 8. Juli 2008 soll das Bad wieder eröffnet werden. Sechs Millionen Euro wird der Umbau kosten, für den die Friedenauerin jetzt Investoren sucht. „Privatinitiativen zum Bau oder zur Erhaltung von Denkmälern werden immer wichtiger, weil die öffentlichen Haushalte nicht mehr nachkommen“, sagt Landesarchäologe Wilfried Menghin. So hat etwa der Verein „Denk mal an Berlin“ gerade mit 12000 Euro die Restaurierung des Buttbrunnen am Lustgarten finanziert, jetzt will er den Märchenbrunnen im Volkspark Friedrichshain für 1,2 Millionen Euro sanieren. Am 12. September organisiert der Verein dort ein Fest für das neue Förderdenkmal. In Kreuzberg organisiert der Verein Multi-Kult-Tour am Sonntag erstmals Führungen durch den Westturm der Oberbaumbrücke. Eine weitere öffentliche Nutzung ist im Gespräch.

Auch der Energieversorger Bewag will seine alten Gebäude mit neuem Leben füllen. Zum Tag des offenen Denkmals schreibt das Unternehmen zum dritten Mal einen Ideenwettbewerb für die neue Nutzung seiner alten Kraftwerke aus. Diesmal geht es um das Werk Rummelsburg. 2003 erhielt das Unternehmen 123 Vorschläge zur möglichen Zukunft des Abspannwerks Wilhemsruh in Pankow. Am Sonnabend gibt es Führungen durch den stillgelegten Bau.

Mit der Veranstaltungsreihe „Weiterbauen“ reagiert der Bund Deutscher Architekten (BDA) auf den Trend zum Alten. Am Sonntag führt Architekt Claus Anderhalten durch den Königlichen Marstall am Schloßplatz in Mitte. „Wir wollen herausfinden, was die Mehrheit will: den Wiederaufbau des Schlosses in Kontrast oder in Harmonie mit dem Denkmal“, erklärt Projektleiter Thorsten Dame. Für alle, die dazu etwas beitragen möchten: Die Führungen durch Denkmäler, die umgebaut werden oder wurden, sowie das abschließende Symposium im März 2005 sind öffentlich und kostenlos.

Tag des offenen Denkmals, 11. bis 12. September, Info-Telefon 257967-71 oder -72, geschaltet 10. bis 12. September, 8 bis 18 Uhr; das Programm im Internet unter www.stadtentwicklung.berlin.de

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