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Berlin: Stiftung fürchtet um die historischen Schlösser Preußens Sanierungsmittel dürften nicht für das Stadtschloss ausgeben werden

Der Baudirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten hat sich gegen eine Rekonstruktion des Berliner Stadtschlosses ausgesprochen. Zehn Tage, nachdem der Bundestag den Wiederaufbau mit historischer Fassade beschlossen hat, warnt Alfons Schmidt: Die öffentlichen Mittel für den Schlossbau könnten zu Lasten der vorhandenen historischen Bausubstanz in Berlin und Brandenburg gehen.

Der Baudirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten hat sich gegen eine Rekonstruktion des Berliner Stadtschlosses ausgesprochen. Zehn Tage, nachdem der Bundestag den Wiederaufbau mit historischer Fassade beschlossen hat, warnt Alfons Schmidt: Die öffentlichen Mittel für den Schlossbau könnten zu Lasten der vorhandenen historischen Bausubstanz in Berlin und Brandenburg gehen. „Ich brauche dringend Geld, um den Verfall in Charlottenburg, auf der Pfaueninsel und in Glienicke zu stoppen“, klagt der Baudirektor, „und die Republik will Potemkinsche Dörfer aufbauen!“

Bisher ist die Rede davon, dass die öffentliche Hand 230 Millionen Euro von den 670 Millionen Baukosten für den Wiederaufbau des Stadtschlosses tragen könnte. Die Mehrkosten von 75 Millionen Euro für die barocke Fassade will ein Förderverein aus Spenden aufbringen. Die Stiftung Schlösser und Gärten bekommt jährlich 13,3 Millionen Euro vom Bund und rund 18 Millionen von Berlin und Brandenburg. Baudirektor Schmidt befürchtet, dass Zuschüsse für das Prestigeobjekt in der Stadtmitte aus dem staatlichen Denkmalschutz-Topf entnommen werden könnten. Dabei habe die Schloss-Rekonstruktion mit Denkmalschutz nicht das Geringste zu tun. Durch den Aufbau der Fassade ohne historisches Baumaterial werde vielmehr „der Denkmalschutz mit Füßen getreten“.

Bei seiner Kritik handele es sich nicht um die offizielle Meinung der Stiftung, betont Alfons Schmidt. Es gehe ihm persönlich darum, den Etat für die Instandhaltung der Schlösser zu verteidigen. Der derzeitige 8,5-Millionen-Etat für Baumaßnahmen sei angesichts der maroden Bausubstanz der Schlösser in der Region viel zu niedrig. Allein für das Schloss Charlottenburg werde man in nächster Zukunft „30 bis 60 Millionen Euro“ brauchen. Derzeit arbeite seine Abteilung an einem „Masterplan“ für das Schloss, dessen Bausubstanz grundlegend saniert werden müsse. Ab 2006 wolle die Stiftung den Masterplan umsetzen; Baubeginn beim Stadtschloss könnte frühestens 2004 sein. Auch für andere der 34 Schlösser meldet Schmidt Geldbedarf an: Die dringend nötige Sanierung von Glienicke würde bis zu sieben Millionen Euro kosten, das Schloss auf der Pfaueninsel brauche ebenfalls Millionen.

Noch eine Sorge treibt Schmidt um: Wie reagieren die großen Spender auf den Wiederaufbau des Schlosses? Doch auch die Sanierungs-Projekte der Schlösser-Stiftung leben von Spenden. So war es nur mit Hilfe der Reemtsma- und der Otto-Stiftung möglich, das Belvedere auf dem Pfingstberg in Potsdam wiederherzustellen. Doch die Konkurrenz mit dem Aufbau des Stadtschlosses könnte die Stiftung nur verlieren, befürchtet Schmidt.

Der Sprecher der in Potsdam ansässigen Stiftung, Gert Streidt, wollte nicht zu der Kritik des Baudirektors Stellung nehmen. Die Stiftung sei nur für die noch vorhandenen Schlossbauten zuständig und in die Diskussion um den Wiederaufbau offiziell nicht eingebunden. Streidt bestätigte aber, dass das Schloss Charlottenburg „als einziger erhaltener Hohenzollern-Sitz“ das Hauptschloss in Berlin sei. Nur dort sei eine „Zeitreise durch die brandenburgisch-preußische Kulturgeschichte“ möglich. Amory Burchard

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