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Berlin: Stiftungs-Affäre: Fragen an Jugendsenator Böger

Der der Untreue verdächtige Ex-Geschäftsführer Marcus S. der Stiftung "Hilfe für die Familie" steckte möglicherweise bereits des längeren in einer finanziellen Notlage.

Der der Untreue verdächtige Ex-Geschäftsführer Marcus S. der Stiftung "Hilfe für die Familie" steckte möglicherweise bereits des längeren in einer finanziellen Notlage. Mieter und Miteigentümer eines dem Mann teilweise gehörenden Hauses in Charlottenburg berichten über immer wieder ausbleibende Zahlungen und mehrfach notwendige Kontopfändungen. Seit dem Kauf des Hauses durch S. und seine Schwester im Jahre 1993 habe es sofort einsetzenden, bald auch gerichtsanhängigigen Streit gegeben. Marcus und Beate S. besitzen dem Vernehmen nach in Berlin rund ein halbes Dutzend Häuser. Dem Rechtsanwalt S. wird, wie berichtet, vorgeworfen, als Geschäftsführer der Stiftung eine Million Mark veruntreut zu haben.

Und es war niemand anderes als seine Schwester, welche die Immobilienfirma führte, der die Million mutmaßlich zugeschoben wurde. Die Frau sagte gestern, sie könne die Angelegenheit gegenwärtig nicht wirklich nachvollziehen. Ihr Bruder habe mit ihr noch nicht darüber gesprochen. Den Vorwurf, sie habe ungerechtfertigt ein Gehalt von der Stiftung erhalten, wies sie aber zurück: "Ich habe die Bewilligungs- oder Ablehnungsschreiben erledigt. Mein Bruder hat entschieden, ich habe getippt."

Laut internen Papieren des Berliner Senats, die dem Tagespiegel vorliegen, hat die Stiftung ihre Jahresberichte in den vergangenen Jahren regelmäßig mit erheblicher Verspätung vorgelegt. Dies rügte 1997 bereits der Rechnungshof. Im vergangenen Jahr versuchte die Justizverwaltung, S. durch Androhung eines Zwangsgeldes zur Abgabe des Jahresberichts einschließlich eines Testats eines Wirtschaftsprüfers für das Jahr 1998 zu bewegen. Dagegen klagte S.

Im Februar dieses Jahres war dieses Testat noch immer nicht vorgelegt. In einem Brief an Jugendsenator Klaus Böger (SPD) als Vorsitzenden des Stiftungskuratoriums regte die Justizverwaltung daher an, dass das Kuratorium seiner Aufsichtspflicht Genüge tun und den Geschäftsführer S. zur Erfüllung seiner Pflichten anhalten sollte. Gut einen Monat später trat dann der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, der Senatsbeamte Kurt Gawlitta, zurück. Wenige Tage darauf wurde S. entlassen.

Die Fraktion der Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus hat vor rund zehn Tagen an Jugendsenator Böger eine schriftliche Anfrage zu den Vorgängen um die Stiftung gestellt. Sie vermutet, dass Böger seiner Aufsichtspflicht über die landeseigene Stiftung nur mangelhaft nachgekommen ist.

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