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Berlin: Stigma statt Siegel

Von Matthias Oloew Maik Klokow ist sauer. Stinksauer.

Von Matthias Oloew

Maik Klokow ist sauer. Stinksauer. Dabei sollte die Insolvenz einer Tochter des Konkurrenten Stella dem Geschäftsführer der Stage-Holding eigentlich kein Kopfzerbrechen bereiten. Tut es aber trotzdem. Denn in Berlin wird wieder alles in einen Topf geworfen: die Krise der Stella, die am Marlene-Dietrich-Platz noch bis 18. Juni den „Glöckner von Notre Dame“ spielen lässt, die ungeklärte Zukunft des Theaters des Westens und die Absage von Klokows Stage Holding, nun doch nicht das Metropol-Theater sanieren zu wollen. Daraus entsteht ein Süppchen, das, so Klokow, die Stage-Holding als den Bösen der Branche dastehen lasse. „Was wir machen, wir können nur verlieren“, sagt er, und spricht gerade so, als wäre seine Firma insolvent und nicht die Konkurrenz.

Verkehrte Welt: Der Sprecher der Stella klingt dagegen recht entspannt. Das Aus für den „Glöckner“ sei seit langem geplant, trotzdem sei das Stück mit drei Jahren Spieldauer das mit Abstand erfolgreichste Musical in Berlin, sagt Conrad Rausch. Gleichwohl ist es für die Stella nie rentabel gewesen–die Produktionskosten waren viel zu hoch. Wie es nun mit dem Theater in der Daimler-City weitergeht, sei noch nicht klar. Noch werde der „Glöckner“ gespielt, auch der ebenfalls zur Stella gehörende Nachtclub „Adagio“ bleibt geöffnet. Er ist von der Insolvenz nicht betroffen. Offiziell will Rausch zur Zukunft des Theaters des Westens nichts sagen. Aus Branchenkreisen ist aber zu hören: die Stella wird das Haus wohl nicht mehr übernehmen wollen.

Schuld an der Misere, so Rausch, sei auch das schlechte Image, das Musicals in Berlin anhafte. Durch die vielen Flops der vergangenen Jahre (zuletzt zum Beispiel das Kurt-Weill-Stück „Die Venus“, das mit Marianne Rosenberg in der Titelrolle in einem Zelt am Schlossplatz gespielt werden sollte) seien Musicals in der Stadt „qualitativ verbrannt“. Soll heißen: In Hamburg genießen Musicals einen hohen Stellenwert, in Berlin haftet ihnen eher ein Stigma denn ein Siegel an. Für so etwas gibt das Publikum ungern Geld aus. Die viel geringere Kaufkraft Berlins im Vergleich zu Hamburg oder Stuttgart tut dann noch ein Übriges.

Das alles ist nicht geeignet, die Laune von Maik Klokow zu verbessern. Trotzdem beteuert er, am Standort Berlin nach wie vor großes Interesse zu haben und mindestens ein, möglichst sogar zwei Bühnen in seine Regie zu bekommen. Die für Berlin bereits vorgestellte Produktion „Wind of Change“, die in Kooperation mit den Scorpions im Jahr 2004 Premiere feiern soll, möchte er nach wie vor am liebsten in Berlin zeigen, „weil sie hier am besten hinpasst“.

Wenn aber nicht bald eine Entscheidung auf dem Tisch liegt, ob Klokow das Theater des Westens dauerhaft bespielen kann, muss das Scorpions-Stück eben in einer anderen Stadt zuerst gezeigt werden. Und auch das wäre nichts, was Klokows Laune bessern könnte.

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