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Berlin: Stille Stunde: Der Messejob einer Seelsorgerin

Damit die Grüne Woche reibungslos über die Bühne geht, ist hinter den Kulissen viel Planung und Organisation nötig. Bis zum 28.

Damit die Grüne Woche reibungslos über die Bühne geht, ist hinter den Kulissen viel Planung und Organisation nötig. Bis zum 28. Januar stellen wir täglich einen Menschen vor, der mit seiner Arbeit die Messe zu dem macht, was sie ist: Anziehungspunkt für Hunderttausende Besucher.

Barbara Deml-Groth ist eine Marktlücke. Sie hat etwas im Angebot, was sonst keiner der 1600 Aussteller auf der Grünen Woche hat: Bei ihr gibt’s Ruhe. Während anderswo alle zwei Meter eine Kuh blökt oder ein Lautsprecher plärrt, flackert bei Deml-Groth ein Teelicht vor sich hin, es gibt Ruhe für geschundene Füße und eine Tasse Tee. „Raum der Stille“ nennt Barbara DemlGroth diesen Ort, der eigentlich ihre Pfarrei ist: Die 40-Jährige ist Pastorin der evangelischen Kirche; seit 2003 arbeitet sie auf dem Messegelände. Dort denkt sie mit Menschen übers Leben nach, hilft beim Besinnen – zum Beispiel, wenn eine Gruppe von Erstklässlern sich wundert, dass die Kühe nicht lila seien wie in der Werbung. „Wie leben wir eigentlich“, fragte deshalb eine Frau, die zu Deml-Groth kam. Andere leiten das Gespräch indirekter ein: Letztes Jahr sei sie noch mit ihrem Mann auf der Grünen Woche gewesen, sagte eine andere Frau und blieb stumm in der Tür stehen. Deml-Groth bat sie herein, und die Frau begann zu erzählen – darüber wie ihr Mann krank geworden sei, dass sie sich jetzt um ihn kümmere. Eine anderes Mal kam ein Mann in Begleitung einer alten Frau – seiner Mutter, wie er sagte. Diese würde er nun hier abgeben. Er sei mit seiner Kraft am Ende. Da ist er laut Deml-Groth nicht der Einzige: Gerade in der Hektik einer Messe mache die Seele oft schlapp. Den Mann und seine Mutter behielt die Pfarrerin gleich da – zumindest für kurze Zeit, sie sollten einmal Atem holen, etwas zur Ruhe kommen. rik

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