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Berlin: Stillleben mit Salzbrezeln - jetzt werden die 300 eingereichten Arbeiten gesichtet

Draußen scheint eine zarte Frühlingssonne in den Garten, und die ersten Blümchen strecken ihre schüchternen Blüten dem Himmel entgegen, auf dem dicke Wattebäusche treiben - eine malerische Kulisse. Der weiß gestrichene Raum mit den hohen Fenstern und Blick ins Grüne, in dem sich die kleine Gruppe an diesem Dienstagmorgen versammelt hat, ist fast leer.

Draußen scheint eine zarte Frühlingssonne in den Garten, und die ersten Blümchen strecken ihre schüchternen Blüten dem Himmel entgegen, auf dem dicke Wattebäusche treiben - eine malerische Kulisse. Der weiß gestrichene Raum mit den hohen Fenstern und Blick ins Grüne, in dem sich die kleine Gruppe an diesem Dienstagmorgen versammelt hat, ist fast leer. In der Mitte allerdings stehen vier blau gepolsterte Stühle, auf denen gerade ein gerahmtes Meer zur Begutachtung steht. "Wasser ist schwer zu malen", gibt Hans Weidemann zu Bedenken und wirft einen prüfenden Blick in die Runde, "gut, dass ich kein Maler bin - ich muss nur fotografieren".

Weidemann ist gemeinsam mit der Organisatorin Sabine Weißler der Einzige in dem fünfköpfigen Kreis, der nicht malt. Noch vor ein paar Jahren arbeitete er im Benjamin-Franklin-Krankenhaus - und genau dort möchten diejenigen, die in den letzten Wochen Bilder und Skulpturen im Steglitzer Kulturhaus "Schwartzsche Villa" abgeliefert haben, ihre Werke ausstellen. Zum 21. Mal soll im Herbst in den breiten Gängen des Klinikums die "Große Steglitzer Kunstausstellung" stattfinden, die ehemals in Geschäften auf der Schloßstraße untergebracht war. Im Klinikum selbst firmiert die Aktion unter dem einprägsamen Namen "KiK - Kunst im Krankenhaus". "Unglaublich viele Leute sehen die Bilder", sagt die Kulturamtsleiterin Weißler, "und darum ist das ein richtig befriedigendes Kunstprojekt - unelitär, ohne populistisch zu sein."

Die Mission der Kritiker ist heute, ein gewisses Niveau zu sichern. Ihr kundiger Blick wird mit einem Mittagessen, trockenen Salzbrezeln und Kaffee belohnt, dafür müssen sie sich bis vier Uhr nachmittags die Beine in den Bauch stehen. Ausgewählt wird aus rund dreihundert Arbeiten, die an den Wänden herumstehen: Stillleben mit Sonnenblumen, eine Wüste mit knorrigem Baum, kleine gerahmte Drucke, auf Holz genagelte Leinwände. Bei der Auswahl wird zwar reichlich gescherzt, unter Kollegen nehmen die Juroren aber kein Blatt vor den Mund - kaum schwärmt eine, das sei doch "herzallerliebst", bellt ihr aus der anderen Ecke entgegen: "Jetzt geht das wieder los..."

Von dem landläufigen Urteil, dass Kunst ohnehin vor Allem eines - nämlich Geschmackssache - sei, will Jury-Mitglied Marianne Gielen nichts wissen. "Es gibt Gesichtspunkte, die Beständigkeit haben", sagt sie, derweil ihre Kollegen in einen schwierigen Entscheidungsprozess verstrickt sind. "Ich bin nur für das Rechte", verkündet einer, während ein anderer empfiehlt: "Alle drei raus." Hier muss wohl abgestimmt werden.

jom

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