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Strafvollzug: 360 Häftlinge zum Fest entlassen

Rund 360 Häftlinge aus den acht Berliner Haftanstalten können sich dieses Jahr über ihre vorzeitige Entlassung freuen. Für die anderen gibt es Ente, Chor und Tabak.

„Weihnachtsgnadengesuch“ ist der offizielle Begriff für die jährliche Amnestie, 323 von ihnen kamen bereits Ende Oktober frei. Die Regelung gilt nur für Gefangene, die zwischen dem 22. Oktober 2009 und dem 15. Januar 2010 sowieso entlassen worden wären oder deren Haftstrafe ab diesem Zeitpunkt auf Bewährung ausgesetzt wird.

Voraussetzung für die Weihnachtsamnestie ist die gute Führung der Gefangenen. Wer wegen Drogen, Gewaltverbrechen, Sexualdelikten oder Staatsschutzvergehen verurteilt wurde, hat keine Chance auf vorzeitige Entlassung. „Mit der Regelung wollen wir den Menschen nach verbüßter Strafe einen guten Start in der Freiheit ermöglichen“, sagt Justizsprecher Bernhard Schodrowski. In Brandenburg kamen 59 Strafgefangene frei.

Die 5000 verbliebenen Berliner Häftlinge bekommen am 24. Dezember mittags ein Weihnachtsessen serviert, bestehend aus Ente, Rotkohl und Klößen. Abends gibt es laut Schodrowski die übliche „Kaltverpflegung“ mit Brot und Belag. Gefeiert wird in den einzelnen Haftanstalten unterschiedlich. In der JVA Tegel etwa läuft Gefängnispfarrer Rainer Dabrowski schon am Vormittag durch die Trakte und überreicht kleine Präsente an einzelne Gefangene, die dieses Jahr keine Weihnachtspäckchen von Freunden oder Verwandten bekommen haben. Dabrowski verschenkt vor allem Süßigkeiten, Kaffee und Tabak. Ab 13 Uhr ist ein „offenes Kaffeetrinken“ geplant, um 15 Uhr beginnt der Gottesdienst, zu dem erfahrungsgemäß mindestens 100 der derzeit 1600 Insassen erscheinen. „Auch Moslems, Buddhisten und russisch-orthodoxe Christen sind dabei“, sagt Rainer Dabrowski, außerdem der Gefängnischor, mit seinen 20 Mitgliedern der größte Deutschlands. Da Bargeld in der Anstalt verboten ist, wird keine Kollekte gereicht.

Der Gottesdienst muss um 17 Uhr beendet sein, weil die Häftlinge dann zur „Zählzeit“ vor ihren Zellen stehen sollen. Abends läuft Dabrowski noch einmal die JVA ab, wünscht auch den Torwachen und den anderen Angestellten ein frohes Weihnachten und verteilt Süßigkeiten. Sämtliche Geschenke sind durch Spenden finanziert. Manche Gefangene versuchten, Weihnachten weitestmöglich zu ignorieren, sagt der Pfarrer. „Aber über eine Kerze freuen sie sich doch.“ jra/sel

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