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Berlin: Strampelnde Männerbeine unter dem Zeltdach Tour de France bei Sony am Potsdamer Platz

Sein Favorit bei der Tour? Was für eine Frage!

Sein Favorit bei der Tour? Was für eine Frage! Aron strahlt übers ganze Gesicht. Lance Armstrong? „Na klar.“ So viel Patriotismus muss schon sein für einen Landsmann des Titelverteidigers. Bereits am Mittwoch, als zum ersten Mal die Tour de France über die 24Quadratmeter-Videowand des SonyCenters flimmerte, ist der junge amerikanische Radsportfan zum Potsdamer Platz gekommen. Heute, zur 17. Etappe, sitzt Aron, der in Berlin als Sprachlehrer arbeitet, wieder da – gebannt vom Gestrampel vor seinen Augen, aber doch auch fürsorglich, als ein weiterer Tour-Gucker sich neben ihn setzen will und nicht recht weiß, wie er das anstellen soll, ohne sich einen nassen Po zu holen. Vor kurzem hat es gepladdert, aber Aron hat ein Herz, hilft mit einigen Blatt Schreibpapier aus, um den unzureichend abgetrockneten Platz endgültig trockenzulegen. Ausgerechnet da kommt die Werbepause.

Vor einem Jahr, zur Fußball-WM, hatte sich das Sony-Zelt rasch zum Berliner Mekka der Ball-Enthusiasten entwickelt. Rund 2500 Menschen hatten bei jeder der 52 übertragenen WM-Begegnungen vor dem Bildschirm am Sony-Center mitgefiebert, ihre Fahnen geschwenkt und die weit entfernten Mannschaften angefeuert. So weit ist es trotz Jan Ullrichs Attacken noch nicht. Am Mittwoch, dem ersten Tag der künftig täglichen ZDF-Toureinspielung unterm Zelt, sei es richtig voll gewesen, ist vom Personal des Café Josty zu erfahren. Am Donnerstag, frühnachmittags, sind nur wenige Tische besetzt, immerhin haben alle Gäste ihre Stühle zur Videowand ausgerichtet. Auch davor gibt es offenbar nur wenige, die wie der junge Amerikaner eigens zum Gucken gekommen sind. Mehr bleiben sie, wie sein Sitznachbar Arne, zufällig hängen. Zwar ist er mit dem Rad unterwegs, aber das dient dem jungen Straßenmusiker nur als Transportmittel. Nur warten will er, bis der Regen endgültig abgezogen ist.

Dann sitzt der zweite Radfahrer unter den wenigen Tour-Guckern längst im Kino. Zwar ist der junge Industriedesigner – „Yorck, wie die Yorckstraße“ – begeisterter Radler, sein Zweirad sieht auch ziemlich schnittig aus, aber unters Zeltdach haben ihn weder Lance noch Jan gelockt. Er will nur eines: „Natürlich blond“. ac

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