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Straßenverkehr: Die Polizei sieht rot: Autofahrer ignorieren Ampeln

Die Zahl der Unfälle an Kreuzungen steigt stark. Meist, weil Autofahrer rote Ampel ganz offensichtlich nicht beachten. Polizeibeamte sprechen deswegen von einer "zunehmenden Rücksichtslosigkeit".

Fünf Menschen könnten noch leben, vielen weiteren wäre der Krankenhausaufenthalt erspart geblieben – wenn im Straßenverkehr das rote Ampellicht beachtet werden würde. Mindestens fünf der bislang 35 Verkehrsopfer starben, weil ungeduldige Autofahrer trotzdem Gas gegeben hatten. Und immer öfter wird die Ampel nicht mehr nur ein, zwei Sekunden zu früh oder zu spät überfahren, sondern offensichtlich schlicht ignoriert. Zwei Beispiele aus dem Polizeibericht von gestern: Eine Taxifahrerin rammt am Halleschen Ufer in Kreuzberg einen VW, der Grün hatte. Der VW schleudert gegen einen Mast, beide Fahrer werden verletzt. Am Goerdelerdamm in Charlottenburg fährt eine 44-Jährige zwei Radfahrer über den Haufen, darunter ein achtjähriges Kind. Beide Frauen hatten mit ihren Autos schon so lange rot, dass der querende Verkehr bereits mitten auf der Kreuzung war. In den ersten fünf Monaten stieg die Zahl der „schweren Rotlicht-Unfälle“ um 16 Prozent auf 631. In den ersten fünf Monaten 2006 waren es 544, heißt es in der Unfallbilanz.

„Die Zunahme der Rücksichtslosigkeit macht uns Sorgen“, sagte der Chef der Verkehrspolizei, Wolfgang Klang. Eine rot zeigende Ampel zu überfahren sei „eines der schlimmsten Delikte im Verkehr“, sagte Klang. „Rücksichtslos und egoistisch.“ So wurde im April ein Radfahrer tödlich verletzt, weil ein Lieferwagen bei Rot fuhr. Im Februar hatte ein betrunkener Krimineller bei einer Amokfahrt einen anderen Autofahrer getötet; wie berichtet, steht Levent U. deswegen gerade vor Gericht. Zudem starben in den ersten fünf Monaten ein Rollerfahrer, ein Radfahrer und ein Fußgänger, die selbst das rote Signal missachtet hatten.

Jeder könne mit gutem Beispiel vorangehen, sagt Berlins oberster Verkehrspolizist. Er plädiert an die Berliner, auch als Fußgänger die Ampeln zu respektieren. Selbst wenn die Kreuzung völlig leer sei, könne ein Kind das Verhalten aus dem Fenster beobachten – und am nächsten Tag das nachmachen.

Doch mittlerweile reicht es nicht mehr, Kinder so zu erziehen, dass sie nur bei Grün gehen. Denn niemand kann sich darauf verlassen, dass die Fahrbahn dann auch wirklich frei ist. In der vergangenen Woche waren an der Bülow- Ecke Potsdamer Straße drei Kinder im Alter von drei Monaten bis vier Jahren teilweise schwer verletzt worden. Der 25-jährige BMW-Fahrer hatte die Kinder und ihre Mütter erfasst, als diese bereits mitten auf der Fahrbahn waren. Sein Führerschein wurde beschlagnahmt.

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