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Straßenverkehr: Mädchen stirbt bei Fahrradunfall

Berlin muss den ersten Todesfall eines Kindes im Straßenverkehr in diesem Jahr verzeichnen. Ein abbiegender LKW hatte in Spandau eine 12-Jährige auf ihrem Fahrrad übersehen und überrollt.

Ein zwölfjähriges Mädchen ist gestern bei einem Unfall auf dem Brunsbütteler Damm in Spandau von einem Lastwagen überfahren und getötet worden. Das Mädchen war auf seinem Fahrrad unterwegs von der Schule nach Hause.

Nach ersten Erkenntnissen der Polizei ereignete sich das Unglück gegen 13.45 Uhr, als der Lkw-Fahrer nach rechts in den Nennhauser Damm abbiegen wollte und dabei das Kind auf dem Fahrrad übersah. Die zwölfjährige Lia H. wurde dabei auf ihrem blauen Kinderfahrrad überrollt und war sofort tot. Genaueres zum Unfallhergang konnte die Polizei gestern noch nicht sagen. „Wir wissen nur, dass ein Lkw rechts abbog, aber keiner weiß, wo das Kind plötzlich her kam“, sagte ein Ermittler am Unfallort.

Eine zufällig vorausfahrende Polizeistreife hatte den Unfall im Rückspiegel mitbekommen. Die Beamten ebenso wie der 45-jährige Lkw-Fahrer erlitten einen schweren Schock und mussten ärztlich behandelt werden. Die Eltern des Mädchens wurden wenig später informiert. „Auch sie werden psychologisch betreut“, sagte ein Polizeisprecher. Der 3,5-Tonner, der Propangasflaschen geladen hatte, soll nach ersten Erkenntnissen vorschriftsmäßig mit Seitenspiegeln ausgestattet gewesen sein, allerdings nicht mit einem Spezialspiegel (wie dem Doblispiegel), der den toten Winkel verkleinert.

1. Kind, dass 2007 im Straßenverkehr stirbt.

Die Polizei sperrte die Unfallstelle für mehrere Stunden. Sie sucht dringend Zeugen zum Unfallhergang. Hinweise werden unter der Rufnummer 46 64 28 18 00 entgegengenommen.

Das Mädchen ist das erste Kind, das in diesem Jahr in Berlin bei einem Verkehrsunfall getötet wurde – und die 13. Verkehrstote, die auf dem Fahrrad unterwegs war. Im vergangenen Jahr verunglückten 128 Verkehrsteilnehmer durch rechtsabbiegende Lastwagen, darunter 81 Radfahrer und 15 Fußgänger. Drei Menschen kamen dabei ums Leben.

Insgesamt ist die Zahl der radelnden Verkehrsopfer in der Stadt aber seit sechs Jahren rückläufig – trotz immer stärkerer Zunahme des Radverkehrsanteils. Nach Auskunft des ADFC passieren 90 Prozent der Unfälle mit Radlern bei Tageslicht.

Die Diskussion um eine weitere Ausstattung von Lastwagen mit Spiegeln wurde besonders durch den Unfall des neunjährigen Dersu im März 2004 intensiviert, der auf seinem Fahrrad von einem rechtsabbiegenden Lkw getötet wurde. Der Junge war auf dem Radweg auf der Kreuzung Bismarckstraße / Ecke Kaiser-FriedrichStraße in Charlottenburg unterwegs.

Mangelhafte Nachrüstung mit Spiegeln

„Traurig, dass es wieder passiert ist", sagte der Fahrradbeauftragte des Senats und Landesvorsitzende des Radfahrerclubs ADFC, Benno Koch. Für ihn zeigt der Unfall einmal mehr die Notwendigkeit von Fahrradspuren auf der Straße: „Radverkehr gehört nicht auf den Bürgersteig, sondern ins Sichtfeld der Autofahrer – also auf die Fahrbahn." Er habe kürzlich mit Verkehrsstaatssekretärin Maria Krautzberger über das Thema gesprochen. Künftig sollen demnach mehr Fahrradspuren so an Kreuzungen herangeführt werden, dass die Radfahrer sich vor der Kreuzung links von den rechts abbiegenden Autos einordnen. So könnten sich alle Beteiligten rechtzeitig sehen und schnitten sich beim Losfahren an der Kreuzung nicht den Weg ab.

Laut Koch müssen alle neuen Nutzfahrzeuge ab einem Gewicht von 3,5 Tonnen mit einem speziellen Außenspiegel gegen den toten Winkel ausgerüstet sein. Allerdings sei für die Nachrüstung älterer Lkw bis 2009 Zeit. Außerdem müssten überhaupt nur Fahrzeuge ab Zulassungsjahr 2000 nachgerüstet werden. Koch kündigte eine Intervention beim Bundesverkehrsministerium an, damit die Nachrüstung ausgedehnt wird.

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