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Berlin: Streik an der Charité ist abgewendet

Mehr Geld, bessere Verträge, Freizeitausgleich: Uniklinikum und Marburger Bund einigen sich

Der Vorstand der Charité und die Ärzte-Vereinigung Marburger Bund haben sich gestern auf einen Übergangstarifvertrag geeinigt. Damit endete ein mehr als ein Jahr währender Streit über die Arbeitsbedingungen der knapp 2200 angestellten Ärzte und Wissenschaftler an den Standorten des Universitätsklinikums Charité in Mitte, Wedding und Steglitz. Das bedeutet für die Ärzte in Kürze: mehr Geld, bessere Verträge, genaue Erfassung der Arbeitszeit. Für die Patienten folgt aus der Einigung, dass die Charité-Ärzte ab Montag doch nicht streiken. Doch auch in Zukunft werden Mediziner operieren, die extrem lange Arbeitsschichten hinter sich haben: Die 24-Stunden-Bereitsschaftsdienste werden künftig mit 95 statt 80 Prozent des sonstigen Stundenlohns vergütet, Verkürzungen zum Wohle des Patienten wurden nicht vereinbart.

Charité-Sprecherin Kerstin Endele zufolge muss der Charité-Aufsichtsrat jetzt noch zustimmen, Stichtag ist der 28. April. Nach Ansicht von Matthias Albrecht, Landesvorsitzender des Marburger Bundes, ist die Übereinkunft „ein Schritt in die richtige Richtung“. Der Vorschalt-Tarifvertrag sei zwar „ein Kompromiss auch angesichts der Haushaltslage Berlins, der uns nicht gerade in Euphorie versetzt“, doch enthalte er etliche Verbesserungen für die Mediziner. Auch die Ärztekammer äußerte sich gestern wohlwollend. Laut Charité-Klinikumsdirektor Behrend Behrends ging die Charité „bis an die Grenzen des Möglichen“. Wissenschaftssenator Thomas Flierl (Linkspartei/PDS) forderte von der Charité ein „tarifpolitisches Gesamtkonzept für die Berliner Universitätsmedizin“.

Das sind Details der Übereinkunft: Arbeitszeit wird erfasst. Bislang hat jeder Arzt, jede Ärztin bei einem Vertragsabschluss quasi das stille Einverständnis dazu gegeben, unbezahlte Überstunden zu leisten. Da der Umfang der Bürokratie im Medizinerjob erheblich gestiegen ist, schaffen die Ärzte vieles einfach nicht in der Dienstzeit. Künftig soll eine elektronische Arbeitszeiterfassung genau ermitteln, wer wie lange arbeitet – und übertriebene Angaben ausschließen.

Überstunden werden ausgeglichen. Künftig soll Mehrarbeit durch Freizeitausgleich innerhalb eines Jahres abgegolten werden. Wo das nicht möglich ist, werden die Stunden ausgezahlt.

Neue Zulage. Mediziner, die seit 2004 anfingen oder deren Vertrag verlängert wurde, bekommen ebenfalls die Möglichkeit von Bewährungsaufstiegen und Altersstufensprüngen. Allen Charité-Medizinern wird eine Arztzulage ausgezahlt. Weihnachts- und Urlaubsgeld entfallen aber weiter.

Längere Vertragslaufzeiten. Viele Ärzte hangelten sich von einem Sechsmonatsvertrag zum anderen. Jetzt sollen Verträge erst zwei Jahre gelten, dann mindestens drei Jahre verlängert werden.

Gleiche Arbeitszeit für alle. Bislang arbeitten Ärzte im Westteil 38,5 Stunden, im Ostteil 40 Stunden. Künftig sind es berlinweit für alle 42 Stunden.kög

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