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Streik der Lokführer: S-Bahn vom Streik überrollt – heute morgen geht fast nichts in Berlin

Von 8 Uhr bis 10 Uhr fahren in der gesamten Region kaum Züge. Auch die BVG bietet keine zusätzlichen Züge an. Fahrgäste können nur warten - oder auf Regionalzüge ausweichen.

Selten waren die Betroffenen von einem Streik so überrascht. Weder die BVG noch die Taxiunternehmen konnten gestern Abend reagieren, nachdem die Gewerkschaft der Lokomotivführer Deutschland (GDL) kurzfristig angekündigt hatte, heute den Verkehr bei der S-Bahn von 8 Uhr bis 10 Uhr zu unterbrechen. Die S-Bahn GmbH will versuchen, ihre bereits aufgestellten Notfahrpläne zu aktivieren. Weil dafür kaum Zeit blieb, werde der vorgesehene Ersatzfahrplan mit Zugabständen von etwa 20 Minuten aber nicht möglich sein, sagte ein Bahnsprecher. Für den Ersatzverkehr könnte die S-Bahn insgesamt etwa 80 Mitarbeiter auch aus der Verwaltung einsetzen, die regelmäßig geschult werden und daher berechtigt sind, Bahnen zu fahren. Um planen zu können, brauche man aber 24 Stunden Zeit. Bei den Streiks zuvor hatte die Gewerkschaft die Aktionen mit einem solchen Vorlauf angekündigt.

Fahrgäste können morgens so nur zu einem Bahnhof gehen und dort warten, ob ein Zug kommt. Oder sie müssen sich eine Alternative – wie Fahrgemeinschaften – suchen. Zusätzliche Fahrten wird es bei der BVG jedenfalls nicht geben. Und auch die Taxiunternehmen könnten so schnell kein zusätzliches Personal in großer Zahl einsetzen, hieß es dort gestern.

Die BVG sei nicht mehr in der Lage gewesen, innerhalb einer so kurzen Zeit zusätzliche Fahrzeuge in Betrieb zu nehmen, sagte BVG-Sprecherin Petra Reetz gestern Abend. Das Unternehmen fährt derzeit selbst mit einem eingeschränkten Ferienfahrplan, und in diesem Jahr wurde da beim Angebot ohnehin besonders umfangreich gekürzt. Auch heute bleibt es beim Ferienfahrplan mit größeren Zugabständen vor allem bei der U-Bahn. Verstärkungsfahrten bei den Bussen fallen weg. Vor einer solchen Situation hatte der Fahrgastverband IGEB bereits zu Beginn des Ferienfahrplans gewarnt.

Den größten Andrang erwartet die BVG heute wieder auf dem Bahnhof Alexanderplatz – der zentralen Umsteigestation im Netz. Dort halten neben der S-Bahn die Züge der Regionalbahnen, drei Linien der U-Bahn sowie mehrere Straßenbahnen und Busse. Fahren bei der S-Bahn auf der Stadtbahn zwischen Alexanderplatz und Zoo keine Züge, können Fahrgäste diese Strecke auch mit Regionalzügen zurücklegen. Die Züge Richtung Zoo fahren stündlich zu den Minuten 05, 19, 35, 48 und 54. Vom Zoo zum Alexanderplatz geht es zu den Minuten 00, 10, 27, 38 und 54. Mit diesen Zügen können Fahrgäste auch den Hauptbahnhof erreichen, wo die Fern- und Regionalzüge nach Plan fahren sollen.

Am Abend wussten auch viele Taxifahrer noch nichts vom S-Bahn-Streik. Die Organisationen sind aber zuversichtlich, den erwarteten Zustrom auch ohne große Vorbereitung bewältigen zu können, da die S-Bahn nur zwei Stunden nicht fahren wird. Beim ersten Streik am 2. Juli ruhte fast der gesamte Bahnverkehr vier Stunden lang, bei der zweiten Arbeitsniederlegung der Lokführer eine Woche später wurde der wiederum für vier Stunden angekündigte Streik bereits nach gut zwei Stunden abgebrochen.

Ungehalten reagierte Verkehrssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) auf den Streik: „Wir wollen, dass bei der S-Bahn die Züge so fahren, wie wir es bestellt haben.“ Sollte es zu im weiteren Verlauf längere Streiks bei der S-Bahn geben, will Junge-Reyer mehr Verkehr bei der BVG bestellen. Das Geld dafür würde von den Zuschüssen an die S-Bahn abgezogen.

Auch auf den „aktuellen“ Internetseiten der BVG, des Verkehrsverbundes VBB und der Verkehrsmanagementzentrale VMZ gab es am Abend keine Hinweise auf den heutigen Streik. Lediglich die S-Bahn selbst wies darauf hin – gestern Nacht auch mit Durchsagen in Zügen.

Informationen für heute versprechen die Verkehrsunternehmen unter:

www.bvg.de,www.s-bahn-berlin.de

sowie www.vbbonline.de

Infotelefon der Bahn: 0800 99 66 33

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