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Berlin: Streik im Leerlauf

Ärzte beraten über vorzeitiges Ende der Proteste

Berliner Ärzte stellen ihren ursprünglich auf fünf Wochen geplanten Protest heute Abend möglicherweise wieder ein. „Die Akzeptanz der Proteste ist nicht sehr groß“, räumte Albrecht Scheffler von der Gemeinschaft fachärztlicher Berufsverbände ein. Heute werden die 18 Facharztverbände ein Resümee ihrer ersten Streikwoche ziehen und über ihr weiteres Vorgehen beraten. Möglich sei, so Scheffler, dass die Ärzte ihre Proteste beenden.

Die Deutsche AngestelltenKrankenkasse (DAK) Berlin-Brandenburg geht bereits davon aus, dass der Streik ins Leere gelaufen ist. Einige Funktionäre hätten ihm signalisiert, dass die Protestaktion gestoppt werde, sagte DAK-Sprecher Rüdiger Scharf. Die erste Woche habe gezeigt, dasss der Protest lediglich von einer Minderheit der Mediziner getragen werde. Nur zwei Patienten hätten sich in den vergangenen Tagen bei der DAK-Hotline über nicht geöffnete Praxen beschwert. „Jetzt haben wir Schulferien“, sagte Scharf. „Da wird ein gemeinsamer Protest noch ein wenig schwieriger.“

Nach den Vorstellungen der Facharztverbände sollten bis Anfang März täglich rund 1000 der 6000 Berliner Facharzt- und Hausarztpraxen aus Protest gegen die rot-grüne Gesundheitspolitik schließen. Scheffler hält den Streik trotz mangelnder Resonanz für erfolgreich. „Wir haben in der Öffentlichkeit eine große Akzeptanz erfahren“, sagte er. „Bei den Patienten ist unsere Botschaft rübergekommen.“ Über die Gründe für die schlappe Protestbeteiligung konnte Scheffler gestern nur Vermutungen anstellen. „Einige Kollegen haben sich vielleicht von den angedrohten Sanktionen einschüchtern lassen“, sagte er. Möglich sei auch, dass die Vollversammlung Mitte Januar, auf der der Protest beschlossen wurde, ein falsches Bild über die Ärzteschaft geliefert habe. „Zu den Vollversammlungen kommen schließlich nur die politisch engagierten Ärzte.“

Eine Stichprobe des Tagesspiegels unter 25 Berliner Ärzten ergab, dass gestern nur einer der zum Protest aufgerufenen Mediziner streikte. Die Auffassungen zur Gesundheitsreform seien viel zu unterschiedlich, als dass sie sich zu einem gemeinsamen Protest bündeln liessen, sagte der Lungenarzt Michael Schwamborn, der gestern trotz Protestaufruf seine Praxis geöffnet hielt. „Ich begrüße die von Ulla Schmidt angekündigten Pauschalen“, sagte Schwamborn. „Mit den Zielen des Protestes kann ich mich kaum identifizieren.“ frh

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