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Streikwelle: Gedränge auf den Straßen und in den S-Bahnen

Keine Entspannung an der Streikfront: Heute beginnen auch Lehrer und Polizisten mit Arbeitsniederlegungen. Die BVG setzt ihren Streik fort. Unterdessen prüft die Verbraucherzentrale eine Musterklage für Zeitkarten-Inhaber.

Nach dem gestern begonnenen Streik bei der BVG will die Verbraucherzentrale prüfen, ob in einem Musterprozess geklärt werden kann, welche Ansprüche Kunden haben, die eine Zeitkarte gekauft haben und jetzt nicht Bahn oder Bus fahren können. Sollten wie angekündigt von Montag an auch die S-Bahn und die Regionalzüge nicht mehr fahren, gäbe es keine Ausweichmöglichkeiten mehr, begründete Geschäftsführerin Gabriele Francke diese Überlegungen. Bisher lehnt die BVG ein Entgegenkommen mit dem Hinweis ab, ein Streik sei „höhere Gewalt“.

Relativ gelassen haben die meisten Berliner gestern auf den ersten Tag mit dem Stillstand bei Bahnen und Bussen reagiert. Die S-Bahn hatte nach Angaben ihres Sprechers Ingo Priegnitz etwa 300 000 Fahrgäste mehr als sonst. Vor allem im Berufsverkehr zwischen 7 Uhr und 9 Uhr waren die Züge extrem voll, in den Bahnhöfen Friedrichstraße und Ostkreuz musste die Bundespolizei zeitweise die Treppenanlagen sperren. Wegen des großen Andrangs verspäteten sich viele Züge. Dagegen waren die im Notverkehr eingesetzten Busse der BVG oft nicht voll besetzt, wie Sprecher Klaus Wazlak sagte. Die Busse fahren meist nur auf verkürzten Routen und alle 30 Minuten.

Doppeltes Pech hatten Fluggäste, die nicht mit dem Auto oder Taxi zum Flughafen Tegel fahren konnten. Erst mussten sie mühsam mit der einzigen im Notverkehr verbliebenen TXL-Linie den Weg zum Flughafen schaffen, um dann dort zu erfahren, dass ihr Flug gestrichen war. Warnsteiks auf mehreren Flughäfen in Deutschland sowie der kurze, aber heftige Schneefall führten zu Ausfällen. Wie Flughafensprecher Ralf Kunkel sagte,waren von 503 geplanten Flügen in Tegel bis zum Nachmittag 18 gestrichen worden.

Vor allem auf den Schneefall führten auch die Experten vom Traffic Service Berlin, die den Verkehr aus der Luft beobachten, die zeitweise verstopften Straßen zurück. Wegen Staugefahr musste deshalb auch vorübergehend der Autobahntunnel in Britz mit den dortigen Zufahrten gesperrt werden. Streikbedingt habe es dagegen kaum Mehrverkehr auf den Straßen gegeben hieß es bei Traffic Service.

Der Streik bei der BVG wird auch heute fortgesetzt. Zunächst will die Gewerkschaft Verdi Bahnen und Busse bis zum 14. März, dem letzten Schultag vor den Osterferien, stillstehen lassen – falls es kein neues Angebot der Arbeitgeber im Tarifkonflikt gibt. Danach sieht es nicht aus. Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD), der Aufsichtsratsvorsitzender der BVG ist, forderte gestern Verdi auf, über das vorgelegte Angebot zu verhandeln.

Heute gibt es Arbeitsniederlegungen auch an Schulen und bei der Polizei. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat Erzieher, Sozialpädagogen und angestellte Lehrer zum Warnstreik aufgefordert. Das sind rund 5000 von 30 000 Pädagogen. Die Gewerkschaft der Polizei hat aufgerufen, beim Objektschutz und in den Gefangenensammelstellen die Arbeit niederzulegen.

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