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Streit am Schlachtensee in Berlin: Hunde, wollt ihr ewig schwimmen?

Das "Bürgergespräch" über das Hundeverbot am Schlachtensee erschöpfte sich in Tumulten. Der Vertreter des Senats wirft den Hundehaltern vor, sie würden keinen Kompromiss wollen.

Wer weiß, was sich Christa Markl-Vieto von dem „Bürgergespräch“ zum Umgang mit Hunden am Schlachtensee versprochen hatte – eine Rechtfertigungsmöglichkeit der neuen Regeln, eine echte Debatte, Verständnis. Tatsächlich könnte die Veranstaltung vom Mittwochabend im Henry-Ford-Bau der Freien Universität als eine der sinnlosesten in die jüngere politische Geschichte grüner Stadtpolitik eingehen. Ein „Gespräch“ fand nämlich nur in dem Sinn statt, als dass Menschen über Hunde redeten, dass manche auch sehr laut redeten, und einige sogar brüllten. Einen Dialog aber konnte man die Veranstaltung nicht nennen: Hier trafen Leute aufeinander, die sich nicht verständigen konnten.
Vermutlich ist eine Verständigung zwischen Hundefreunden und Hundegegnern über die Zugangsmöglichkeiten zum Schlachtensee unmöglich. Das war jedenfalls der Eindruck im Audimax am Mittwochabend. Zweihundert Frauen und Männer, ein paar Kinder, die Hälfte für, die andere Hälfte gegen die Neuregelung, derzufolge das direkte Seeufer demnächst für Hunde gesperrt ist. Markl-Vieto, selbst Hundehalterin, muss den Eindruck von Verständigungs-Unmöglichkeit schon vor längerer Zeit gewonnen haben – schon vor der Veranstaltung hatte sie überdeutlich gemacht, dass sie die neue Regel durchsetzen will.

Hunde bedrohen den Kuckuck

Auch und gerade diese Haltung empörte die versammelte Hundehalterschaft umso heftiger. Da hatte man sich in den Henry-Ford-Bau bemüht, bloß um zu hören, dass ein Kompromiss nicht mehr zur Verhandlung stehe? Grund genug, um laut über alles zu schimpfen, was da an amtlichem Sachverstand aufgeboten wurde, um die Sinnhaftigkeit der Sperre deutlich zu machen. Da redet ein Mann vom Umweltamt über den bedrohten Kuckuck, der von Hunden aufgestöbert werde, da beklagte sich ein Anwohner über die Belästigung kleiner Kinder – den Hundefreunden war das alles nichts, sie schimpften über die Pseudo-Veranstaltung und verließen grollend den würdigen alten Saal.

Als das Podium endlich mit der Debatte begann, setzte sich die Konfrontation im gleichen Stil fort. Ein Anwohner erklärte die Seenkette bis hin zum Schlachtensee zu einer Aneinanderreihung von Kloaken, entstanden durch die natürlichen Hinterlassenschaften von Hunden. Eine Hunde-Anwältin führte von Loriot bis zu dem Schauspieler Jan Josef Liefers allerlei angebliche Hundeliebhaber an, die dafür gestanden hätten beziehungsweise stünden, wie bedeutend der Gang entlang des Schlachtenseeufers für die Berliner Liberalität doch sei. Hundehalter nun vom Ufer dieses einen Sees fernzuhalten, sei „diskriminierend“. Notwendig sei ein „runder Tisch“, um alle Interessen miteinander abzugleichen.

Hilft ein runder Tisch weiter?

Stadträtin Markl-Vieto hatte bis zu diesem Zeitpunkt wenig gesagt, aber sie hatte vorgesorgt. In Gestalt von Christian Gaebler (SPD), dem Staatssekretär der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, hatte sie einen stramm argumentierenden Anwalt ihrer Politik aufs Podium gebracht. Gaebler nahm die Forderung nach einem „Kompromiss“ auf und hielt der Hundeliebhaberin entgegen, was für sie das Ergebnis einer Kompromiss-Suche am runden Tisch sein müsse: „Der Kompromiss heißt ja immer: Sie gehen mit Ihrem Hund überall hin.“ Genau das soll verhindert werden, zumindest am Ufer des Schlachtensees.

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