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Berlin: Streit der Schlossherren

Wer besetzt das Humboldt-Forum? Uni und Bibliothek streiten sich schon jetzt um den Standort

Kaum ist die Entscheidung zum Schlossbau gefallen, wird um die 5000 Quadratmeter Landesfläche im künftigen Humboldt-Forum gerangelt. Nachdem die Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) schon am Montag ankündigte, um ihren erhofften Platz im Schloss „kämpfen“ zu wollen, hat gestern die Humboldt-Universität (HU) ihren Anspruch auf den Schlossplatz bekräftigt. Sie brauche für ihre wissenschaftlichen Sammlungen genau diese Fläche, sagte Jochen Brüning, einer der Initiatoren des Uni-Projekts.

Senatssprecher Michael Donnermeyer sagte, beiden Einrichtungen werde eine „gewisse Präferenz“ eingeräumt. Sie hätten drei Monate Zeit, ihre Konzeptionen vorzulegen. Noch aber sei nichts beschlossen, an der Stelle sei auch etwas ganz anderes möglich, es könne etwa über eine Kunsthalle im Schloss diskutiert werden. Der Senat erwarte jedenfalls eine offene und öffentliche Diskussion über die Nutzung und „viele gute Ideen“, von denen sich die beste durchsetzen solle.

Die Humboldt-Uni ist überzeugt, dass sie die beste hat und künftig neben den Staatlichen Museen, die den Hauptanteil am Schloss einnehmen werden, ein „belebendes Element“ auf dem Schlossplatz darstellen kann. Ohne sie würde das Humboldt-Forum den Namen nicht verdienen, sagte Brüning.

An Plänen hierfür wird seit drei Jahren gearbeitet. Ein Konzept soll vorhanden sein, wird aber noch unter Verschluss gehalten. Die Uni will, so ist zu hören, Wissenschaft „inszenieren“, stellt sich etwa gleich am Eingang einen Gipsabguss des Westgiebels vom Zeus-Tempel in Olympia vor. Sie will hier ethnologische Sammlungen zeigen, auch Schätze, die bisher im Naturkundemuseum aus Platzmangel nicht ausgestellt werden können, etwa Glasmodelle wirbelloser Meerestiere. Gezeigt werden sollen Wechselausstellungen mit Themenschwerpunkten, die sich beispielsweise mit Relikten von Religionen und Kulturen auseinandersetzen. Objekte der Wissenschaft und Forschungsarbeit populär zu präsentieren, Besuchern „Anreize“ zu schaffen, sich mit Wissenschaft zu beschäftigen, dabei Experten nicht zu langweilen – das will die Universität im Humboldt-Forum.

Brüning, Geschäftsführender Direktor des Hermann-von-Helmholtz-Zentrums für Kulturtechnik der HU, erwartet bis zu 1000 Besucher am Tag. Im Auftrag des Senats sei ein Konzept fertiggestellt worden, aber man dürfe es noch nicht veröffentlichen, heißt es. Es basiere auf einer Fläche von 5000 Quadratmetern. Mit dieser Größenordnung könne die Zentral- und Landesbibliothek „nichts anfangen“, sagte Brüning.

„Absurd“ nennt dies die Generaldirektorin der Bibliotheksstiftung, Claudia Lux. Die ZLB hatte gehofft, 12 000 Quadratmeter nutzen zu können. Aber selbst bei nunmehr 5000 sei Platz, dass sich Bibliothek und Humboldt-Universität gemeinsam präsentieren könnten, wenn sich die Universität auf „Inszenierungen“ beschränke und beispielsweise Schmetterlings- und Käfersammlungen zeige. Am Freitag will Claudia Lux ihre Pläne im Bundesbauministerium erläutern.

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