zum Hauptinhalt
Flugzeuge über Wohngebieten: Immer neue Details befördern die Debatte in Berlin.

© dapd

Streit um Flugrouten: Flugzeuge machen um andere Städte einen Bogen

In Berlin sollen Maschinen auch künftig über dicht besiedelte Gebiete fliegen. Doch offenbar lässt sich das auch vermeiden: Frankfurt und Hamburg machen es vor.

Berliner, deren Häuser nach den bisherigen Plänen der Flugsicherung nach der Inbetriebnahme des neuen Flughafens in Schönefeld überflogen werden sollen, haben eine realistische Chance, vom Fluglärm verschont zu werden. Auch bei anderen stadtnahen Flughäfen ist es zum Teil gelungen, das dichtbesiedelte Zentrum zu umfliegen, auch wenn die Strecken dadurch länger werden. In Berlin sieht die Flugsicherung derzeit mehrere Routen auch über das südliche Stadtgebiet bis dicht ans Zentrum vor. Trotz der Höhe von mehr als drei Kilometern wären die Maschinen – abhängig vom Umgebungslärm – am Boden meist noch zu hören.

In Hamburg hat man Routen gewählt, die nach dem Start mehrere Kilometer geradeaus führen und meist erst über weniger dicht besiedelten Gebieten abknicken. Bei den Fluggesellschaften habe dies zu keinen großen Protesten geführt, sagte der Fluglärmbeauftragte der Stadt, Hans-Heinrich Wendland, dem Tagesspiegel. Ganz lasse sich aber auch in Hamburg nicht vermeiden, dass Flugzeuge zum Teil auch über guten Wohnlagen unterwegs seien. Wichtig bei der Festlegung von Routen sei eine frühe Information der Betroffenen. So sei in Hamburg eine Routenänderung „ganz gut“ gelaufen, weil die Betroffenen über die Lärmschutzkommission früh in das Verfahren eingezogen worden seien.

Auch in Stuttgart mit seinem stadtnahen Flughafen kann das Zentrum der Stadt weiträumig umflogen werden, weil die Maschinen erst relativ spät ihre Richtung ändern. In Köln wird das Zentrum ebenfalls nicht überflogen; der Flughafen liegt allerdings auch weiter von der Stadt entfernt als Schönefeld von Berlin. Und in Berlin wäre ein Flug um die Stadt herum wegen der großen Fläche erheblich länger. Ein Umfliegen der Stadt kostete wegen des höheren Kerosinverbrauchs durchschnittlich aber weniger als einen Euro pro Passagier, haben Wissenschaftler ausgerechnet.

Auch in Frankfurt am Main, dem verkehrsreichsten Flughafen in Deutschland, ist es gelungen, die meisten Routen um die Stadt herumzuführen. Eine der Routen führt allerdings direkt über zentrales Stadtgebiet und über mehrere Kliniken und werde deshalb als Krankenhaus-Linie bezeichnet, sagte Ute Otterbein von der Deutschen Flugsicherung.

Wie stark der Lärm am Boden ist, hängt – außer vom Typ des Flugzeugs – wesentlich davon ab, wie hoch die Maschinen fliegen. Einheitliche Werte könne man nicht angeben, weil die erreichte Höhe abhängig sei von zahlreichen Faktoren. Für einen Langstreckenflug vollgetankte Flugzeuge „klettern“ langsamer als leichtere Maschinen; ist es heiß und die Luft damit „dünn“, braucht man ebenfalls längere Zeit, um zu steigen.

Die von der Flugsicherung genannten Höhen bei den vorgeschlagenen Routen seinen deshalb Mittelwerte, die auch unterschritten werden könnten. Bürgerinitiativen im Berliner Südwesten nehmen jedoch an, dass die vorgesehene Höhe von etwa 2400 Metern über Wannsee grundsätzlich nicht erreicht werden kann. Sie wollen demnächst eigene Berechnungen vorlegen.

Hinzu kommt beim Lärmempfinden ein subjektiver Aspekt. Experten sprechen davon, dass man Fluglärm „sieht.“ Wer ein Flugzeug am Himmel beobachte, habe sofort den Eindruck, dass es auch laut sei. Otterbein bestätigte diesen Effekt: „Bei schlechtem Wetter mit dichten Wolken gibt es weniger Beschwerden.“

Zur Startseite