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Streit um Notruf bei Kindesentführung: Polizeichef kontert Richterschelte

Am Rande des Prozesses um die Kindesentführung in Kleinmachnow hat sich Polizeipräsident Arne Feurig geäußert. Er wies die Kritik des Potsdamer Landgerichts zurück, der Beamte, der den Notruf entgegen genommen hatte, sei schlecht geschult gewesen.

Nach der im Prozess um die Kleinmachnower Kindesentführung vom Potsdamer Landgericht geübten Kritik an der Polizeiarbeit hat sich nun Polizeipräsident Arne Feuring eingeschaltet. Er wies am Donnerstag die harschen Vorwürfe des Vorsitzenden Richters Andreas Dielitz an der Führung und Dauer des Notrufs zurück. Der Beamte, wie alle Bearbeiter der Zentrale speziell geschult, habe bereits nach 1:46 Minuten und während des Gespräches im Hintergrund schnell reagiert, drei Wagen und den Einsatzleiter nach Kleinmachnow geschickt sowie die Fahndung eingeleitet. Binnen 15 Minuten seien erste Beamte vor Ort gewesen.

Im Prozess gegen den gescheiterten Zehlendorfer Unternehmer Carsten W., der im Februar die vierjährige Carolina für 13 Stunden in seiner Gewalt hatte und gegen den am heutigen Freitag ein Urteil ergehen soll, zitierte der Richter aus dem Protokoll des Notrufs einer Nachbarin der betroffenen Familie. Das Verhalten des Beamten in dem 13 Minuten und 56 Sekunden langen Gesprächs nannte Richter Dielitz katastrophal, dieser sei offenbar nicht ausreichend geschult. „Ich bin etwas irritiert von der Arbeitsweise der Polizei.“ Wenn eine ausländische Bande das Kind entführt hätte, „wären die längst weg gewesen“. Ob dies Folge des Personalabbaus im Zuge der Polizeireform sei, wisse er zwar nicht. Er werde aber ein „Anregungsschreiben“ an die Polizei schicken mit der Bitte, „die Sache aufzuarbeiten“ und für „professionelle Arbeit“ zu sorgen.

Tatsächlich wiederholte der Beamte in starkem Berliner Dialekt mehrfach Angaben der Frau, sagte oft nur „mmh“ oder „aha“. Die Frau hatte Kennzeichen, Marke und Fahrtrichtung des Fluchtwagens durchgegeben. Aber der Beamte hatte Probleme, das Kennzeichen korrekt zu notieren. Mit der angegebenen Straße konnte er nichts anfangen, fragte: „Dit is jetzt Teltow oder Kleinmachnow?“ Die Nachbarin selbst sagte aus, sie sei in jenen Minuten aufgeregt gewesen, die Dauer des Gesprächs sei ihr nicht aufgefallen, zumal im Hintergrund die verzweifelte Mutter der entführten Carolina „Mein Kind, mein Kind“ geschrien habe.

Staatsanwalt Jörg Möbius und Ermittler berichteten, sie hätten schon schlimmere Protokolle gelesen.

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