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Protest gegen Absperrung. Am Pfingsberg steht die marode Villa Henckel. Den zugehörigen Park hat der Springer-Chef absperren lassen – auf Betreiben der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten.

© Andreas Klaer

Streit um Park am Potsdamer Pfingstberg: Zorn am Zaun

Anwohner des abgesperrten Parks der Villa Henckel am Potsdamer Pfingstberg demonstrieren. Und die Stadtpolitik fühlt sich von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten überrumpelt.

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Potsdam - Kritik von der Stadtpolitik, eine Dienstaufsichtsbeschwerde und eine Protestkundgebung: Der Streit um den Zaun am Pfingstberg kratzt am Image Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. Im Zentrum der Kritik stehen die geplanten Öffnungszeiten für den sechs Hektar großen Park der Villa Henckel, für dessen Sanierung die Stiftung Springer-Vorstand Mathias Döpfner, dem die Villa gehört, als Mäzen gewonnen hat. Er soll, wie berichtet, das verwilderte Gelände denkmalgerecht wiederherstellen. Im Gegenzug darf er es an den Wochenenden privat nutzen, Besucher sollen nur werktags Zutritt haben, jeweils zwischen 7 Uhr und Einbruch der Dämmerung.

Im Potsdamer Rathaus will man diese Einschränkung nicht hinnehmen. Den Park an den Wochenenden zuzusperren, sei mit dem Bebauungsplan „nicht vereinbar“, sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD). Es sei nicht allein Sache der Stiftung, über die Öffnungszeiten zu entscheiden. Er kritisierte die mangelnde Kommunikation seitens der Stiftung: „Es ist bedauerlich, dass wir uns erst jetzt darüber unterhalten. Allen Beteiligten wäre besser gedient gewesen, wenn wir das früher getan hätten.“

Die Stadt wurde von den Festlegungen überrascht. Noch am Dienstag hatte die Stiftung ein Schreiben an Jakobs geschickt, in dem Stiftungspräsident Hartmut Dorgerloh versichert, dass über Art und Umfang der Zugänglichkeit des Parks noch nicht entschieden sei und dies erst mit Döpfner einvernehmlich geregelt werden müsse – aber erst, wenn der Park wiederhergestellt sei. Die Arbeiten sollen mehrere Jahre dauern. Neben dem Park der Villa Henckel will Döpfner zudem die an das Grundstück angrenzende, marode Villa Schlieffen sanieren. Das Gebäude soll anschließend als Museum öffentlich genutzt werden – Döpfner will dort Teile seiner Kunstsammlung ausstellen.

Den Springer-Chef nahm Jakobs gegen die Kritik ausdrücklich in Schutz. Döpfner, der bereits die Villa Schöningen und die Villa Henckel saniert habe, gebühre für sein Engagement in Potsdam großer Dank. Äußerungen wie „Braucht Herr Döpfner so viel Auslauf?“ seien daher „in höchstem Maße polemisch und ungerecht“. Sprüche wie diese waren in den vergangenen Tagen immer wieder an den von Döpfner aufgestellten Zaun geheftet worden. Anwohner hatten vor gut einer Woche aus Protest gegen die Einfriedung die Bürgerinitiative (BI) „Offener Pfingstberg“ gegründet.

Am Freitagnachmittag protestierten rund 80 BI-Mitglieder gemeinsam mit anderen Potsdamern sowie Stadtpolitikern gegen die Einzäunung des Grundstücks. Zudem hat die Initiative beim Bund und den Ländern Berlin und Brandenburg eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Dorgerloh eingelegt – weil der Vertrag mit Döpfner mit der Satzung der Stiftung nicht vereinbar sei. Der Sprecher der amtierenden Stiftungsratsvorsitzenden, Brandenburgs Kulturministerin Sabine Kunst (parteilos, für SPD), sagte, die Beschwerde werde derzeit geprüft. Auch der mit Döpfner geschlossene Kontrakt werde auf seine Vereinbarkeit mit der Stiftungssatzung hin untersucht.

Der Bürgerinitiative reicht das allerdings nicht. Sie fordert eine sofortige Beseitigung des Zauns. Man habe einen Rechtsanwalt mit einer Prüfung beauftragt, ob die Einfriedung per einstweiliger Verfügung beseitigt werden könne, heißt es bei der BI. Darüber hinaus verlangt die Initiative, dass der Park an allen Wochentagen geöffnet werden müsse. Dieselbe Forderung erhebt auch die Nachbarschaftsinitiative Neuer Garten. Die Pläne, den Garten nur werktags zu öffnen, verstoße gegen die Stiftungssatzung, sagte der Vorsitzende der Initiative, Jan Fiebelkorn-Drasen.

Auf einer Ausweitung der Öffnungszeiten besteht auch die Stadtpolitik. SPD- Fraktionschef Mike Schubert warf der Stiftung vor, die Stimmung in der Stadt völlig unterschätzt zu haben. Sein Kollege von der CDU forderte, den Park auch am Wochenende zu öffnen, die Linke will den öffentlichen Zugang per Stadtverordnetenbeschluss „dauerhaft sichern“. Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg sagte, eine Schließung des Parks am Wochenende sei „nicht akzeptabel“. Die Grünen verwiesen auf viele noch ungeklärte Fragen. Dieser Zustand sei unbefriedigend.Henri Kramer/Peer Straube

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