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Bärig. Knut sucht stets die Nähe zu den Menschen, heißt es im Zoo. Früher posierte hier Knuts Vater Lars.

© AFP

Stress unter Eisbären: Zoo verteidigt den Umgang mit Knut

Experten kritisieren die Haltung des Berliner Eisbären gemeinsam mit älteren Weibchen. Der Zoo aber erwidert, der Bär müsse lernen, Widerstand zu leisten.

Die Fans sorgen sich weiter um Knut, der von den drei alten Eisbärinnen auf dem Felsen angegangen wird – aber der Zoo beruhigt und sagt, das sei alles halb so wild. „Der Bär muss lernen, Widerstand zu leisten“, sagt Heiner Klös, Bärenkurator im Zoo. Die Meldung der Nachrichtenagentur dpa lief am Dienstag über alle Kanäle, dass der Zoo weiter nach einer jüngeren Gefährtin für den Publikumsliebling sucht. Wenn man diese habe, werde man auch Lösungen zur Unterbringung präsentieren, so Klös. Gestern kritisierte Berlins Tierschutzbeauftragter Klaus Lüdcke das Gebaren des Zoos: „Den Anblick des Publikumslieblings Knut, der von den drei großen Eisbären derart verfolgt wird, hätte man dem Publikum ersparen müssen.“ Es fehle jegliche Besucherinformation zum Verhalten der Tiere, ein Pfleger solle dies am Gehege erklären. Gesundheitlich drohe Knut aber nichts. Auch Bärenkurator Klös versicherte, man würde die Gesundheit von Knut nicht aufs Spiel setzen.

Der Tierschutzbeauftragte will das Thema der Haltung des im Dezember vier Jahre alt werdenden handaufgezogenen Zooeisbären beim Berliner Tierschutztag am 30. Oktober dem Senat und den tierpolitschen Sprechern der Parteien nahelegen. Bei der Senatsverwaltung für Finanzen, die Zoo und Tierpark dieses Jahr rund sieben Millionen Euro überwies, hieß es, man werde sich in das operative Geschäft der Zoo Berlin AG nicht einmischen. Das Land hält eine Aktie an der Zoo AG, Staatssekretärin Iris Spranger ist zweite stellvertretende Vorsitzende im Zoo-Aufsichtsrat. Die Grünen-Politikerin Claudia Hämmerling hat im Abgeordnetenhaus einen Antrag eingebracht, die Zuschüsse beim nächsten Zuwendungsvertrag an Bedingungen zu knüpfen. Zoo-Vorstand Bernhard Blaszkiewitz ist vom Aufsichtsrat bis 30.6.2014 als Zoovorstand bestellt. Der frühere Zoo-Vorstand Gerald Uhlich sagte gestern, „der Zoo hinkt modernen Tierparks hinterher und hat bislang die Chance verspielt, sich beim Thema Klimaschutz zu profilieren“. Er bedauere, dass das von Zoo, Wall AG und Technischer Fachhochschule entwickelte internationale Besucherinfosystem mit Displaybildschirmen auch mit Handy-APPs nach seinem Weggang gestoppt wurde.

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Kurator Klös zufolge musste Knut aus Sicherheitsgründen aus seinem alten Gehege raus, der Bär war zu groß geworden, hätte womöglich ausbrechen können.

Klös ist stolz auf seinen Schützling: Bei den Imponiergehabe-Attacken der Weibchen „ist er stehengeblieben und hat sich gestellt“. Der Landestierschutzbeauftragte sagt, „in der Arktis würde Knut eine gewatscht bekommen und abhauen – das geht ja auf den paar Quadratmetern nicht“. So müsse er sich bedroht fühlen. Beim Berliner Institut für Zoo- und Wildtierforschung heißt es, in der freien Natur würde ein fremder Jungbär niemals mit alten Weibchen zusammenleben. Spielzeug zum Ablenken könne man Knut laut Klös jetzt nicht geben, weil dann Kämpfe mit den Bärinnen darum entstünden.

Der Zoo ist mit seinem Vorzeigetier in der Bredouille. Vorstand Blaszkiewitz wollte Knut nicht behalten und lehnte ein drittes Gehege mit der Begründung ab, man sei ja kein Eisbärzoo. Die Berliner kämpften um Knut – er blieb. Jetzt soll Knut „Zuchtbulle“ werden. Der Zoo modernisiert die Gehege: Bei den Menschenaffen ist es vollbracht, jetzt sind die Tropenbären dran, dann kommt das Vogelhaus. Wenn der Zoo jetzt, um Inzest zu vermeiden, Knuts Muttertier Tosca weggegeben hätte, „hätte es doch auch Kritik gehagelt“, sagt Klös. Er selbst hätte auch den Orsa-Bärenpark in Schweden für Knut gut gefunden.

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