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Berlin: Strom, Gas und Heizöl

BERLIN .Berlin wird immer teurer.

BERLIN .Berlin wird immer teurer.Eine Musterfamilie muß hier jährlich 4423 Mark für Strom, Wasser und Gas ausgeben - das ist bundesweit einmalige Spitze.In der billigsten deutschen Stadt zahlt ein Haushalt dagegen nur gut 3000 Mark.Dies hat jetzt ein süddeutscher Energieversorger festgestellt.Es paßt ins Bild der teuren Stadt: Auch der Hund kommt mit 240 Mark an der Spree weit teurer als in anderen Großstädten, ebenso der Einzelfahrschein oder der Hebesatz bei der Grundsteuer.Eine Schweizer Unternehmensberatung hat Berlin jetzt sogar als teuerste Stadt ausgerufen.Bislang galt Frankfurt/M als teuerstes Pflaster Deutschlands.

Die Zahlen der Technischen Werke Ludwigshafen sind eindeutig.Was für die Ludwigshafener als Bonbon gedacht war, ist für Bewag und Gasag peinlich.Das "kräftig hingelangt" gilt besonders für den Strom.Die Modellrechnung (4000 Kilowatt im Jahr) nennt einen Preis von 1547 Mark im Jahr.Das sind 50 Prozent mehr als in vielen deutschen Städten.Selbst Hamburg als zweitteuerste Stadt liegt mit 1429 Mark deutlich günstiger.Bei den Gaspreisen ist Berlin hinter Leipzig die zweitteuerste Stadt.Nur Wasser rinnt relativ preiswert aus dem Hahn.Mit 738 Mark für den Musterhaushalt liegt Berlin hier im deutschen Mittelfeld.Addiert man diese drei Miet-Nebenkosten aber, springt die Hauptstadt mit 4423 Mark deutlich an die Spitze.Selbst in den teuer geltenden Städten wie München oder Hamburg liegen diese Nebenkosten 500 bis 600 Mark niedriger.

Bei den Wohnungsmieten steht Berlin zwar seit einigen Jahren ganz gut da - jedoch nur in der Statistik, wie Hartmann Vetter vom Berliner Mieterverein meint.Zwar sei die durchschnittliche Miethöhe bei Neubezug laut Deutschem Mieterbund auf 13 Mark gesunken.Da die Stadt aber weit mehr Sozial- und einfache Altbauwohnungen habe, sei der Wert verfälscht.In Wirklichkeit sei Berlin bei Wohnungen mit halbwegs Komfort nicht günstiger als andere Großstädte.Hier nennt der Mieterbund Quadratmetermieten bei Neubezug von 16 Mark (Frankfurt) bis 17,50 Mark (München).

Die eigenen vier Wände sind - wenn sie denn erworben sind - auch wesentlich teurer als in anderen Städten: Der Hebesatz der Grundsteuer ist deutlich höher als anderswo.Dazu paßt: Durch die teure Wohnung tobt ein teurer Hund.Denn auch bei den Haustieren versucht Berlin, den Haushalt zu sanieren.Die Hundesteuer liegt bei 240 Mark für den "Ersthund"; in Hamburg ist es nur die Hälfte: 120 Mark.In München kosten vier Pfoten 150 Mark.

Und wer mit Öl heizt, muß ein weiteres Mal tief in die Tasche greifen.Beim Heizöl liegt Berlin mit bis zu 47 Mark pro 100 Liter mit Hannover und München an der Spitze.Ein Vergleich: In Rostock kostet diese Menge Heizöl nach einer Statistik des Erdöl-Informationsdienstes nur 39 Mark.

Einen Trost gibt es nur für Autofahrer: Benzin ist besonders billig in Berlin.Für einen Liter Normal müssen im günstigsten Falle derzeit 1,46 Mark in der Stadt bezahlt werden.In Hamburg ist der Liter durchschnittlich einen Groschen teurer.Dies liege, so erklärt der Mineralölwirtschaftsverband in Hamburg, an den vielen Billig-Zapfsäulen in den Einkaufszentren des Berliner Umlandes.Zu Mauerzeiten war es gerade umgekehrt.Hamburg war billiger.

Wer mit Bahn und Bus fährt, muß kräftig zahlen.Der Einzelfahrschein kostet innerhalb der Stadtgrenzen 3,90 Mark.In München und Frankfurt sind es jeweils nur 3,50 Mark.Eine besonders interessante Sparvariante gibt in der Bankenstadt am Main: Wer außerhalb weniger Spitzenstunden fährt, zahlt für sein Ticket nur 3 Mark.

Auch wenn Berlin in fast allem teurer ist, als München, Hamburg und Co: Die Einkommen in dieser Stadt hinken deutlich hinterher.Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes lag der Bruttomonatsverdienst für Angestellte 1996 bei 5379 Mark im Westteil und bei nur 4818 Mark im Ostteil.Hamburgern werden im Durchschnitt 5705 Mark aufs Konto überwiesen.

Ein Trost für alle: Zwar ist nach der Schweizer Statistik Berlin deutschlandweit am teuersten - international gesehen liegen wir nur auf dem 62.Platz.

JÖRN HASSELMANN

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