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STRUKTURREFORM: Hauptschule ade

Viel mehr als nur die umstrittene Lotterie – das Schulsystem wird umgekrempelt.

Zu den wenigen Gewissheiten, die in Berlins Schulwesen parteiübergreifend gibt, gehört diese: Die Hauptschule muss weg. Diese Überzeugung ist der Dreh- und Angelpunkt der gesamten Strukturreform, die gestern im Senat beschlossen werden sollte und ab 2010 greifen soll.

Angesichts des negativen Tons in der Debatte über die Folgen der Reform wie etwa anstehende Schulschließungen, notwendige Lehrerfortbildungen und die umstrittene Lotterie gerät der Ausgangspunkt der Reform aus dem Blick: Die Empörung darüber, dass man Jahr für Jahr rund 2000 Sechstklässler beschämt und entmutigt, indem man sie zur Hauptschule schickt. Selbst die Hauptschulleiter hatten bereits 2006 fast einstimmig beschlossen, dass ihre Schulform abgeschafft gehört. Auslöser der Resolution war die Rütli-Krise, aber die Ursachen gingen über 25 Jahre zurück: So lange schon wurde in Berlin immer mal wieder über den Sinn von „Hauptschule“ diskutiert, weil sie in der Mauerstadt längst zum Auffangbecken für gesellschaftliche Randgruppen geworden war.

Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) hatte schnell für sich entschieden, dass er bei der Abschaffung der Hauptschule keine passive Rolle einnehmen wollte. Dennoch war es ein weiter Weg bis zur jetzt beschlossenen Reform: Mindestens ein Jahr dauerte es, bis sich Rot-Rot durchrang, es mit einem zweigliedrigen Schulsystem zu versuchen. Zunächst waren leidenschaftliche Debatten darüber geführt worden, ob man nicht auch gleich die Gymnasien abschaffen sollte – bis der Regierende Bürgermeister befand, man wolle „keinen Kulturkampf“ gegen die Gymnasien führen. Schließlich stimmte auch die Linkspartei zähneknirschend dafür, erst mal ein zweigliedriges Schulsystem aus Sekundarschulen und Gymnasien zu installieren. Parallel können aber die Gemeinschaftsschulen ausgebaut werden, die – anders als die Sekundarschulen – möglichst schon mit Klasse 1 beginnen.

Spätestens im Jahr 2011 sollen Berlins Hauptschulen keine neuen Schüler mehr aufnehmen, sondern zu Sekundarschulen umgewandelt werden. Dies bedeutet, dass sie Ganztagsangebote vorhalten und eng mit gymnasialen Oberstufen kooperieren sollen. Wie schnell das Hauptziel erreicht wird, nämlich eine bessere Schülermischung anzulocken, wird stark vom Standort und Ruf der jeweiligen Hauptschule abhängen. Um zu verhindern, dass Sekundarschulen von der Klientel her Hauptschulen bleiben, sollen sie vierzügig werden: Je größer die Schülerzahl, desto besser die Mischung, lautet die Hoffnung.

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