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Berlin: Studenten erschaffen die Wohnwelt von morgen

Das Wohnhaus der Zukunft ist schwarz und irgendwie schräg. Die etwas bunkerartige Optik macht den Kontrast beim Betreten umso größer: Eine Quer- und eine Längsfuge aus Glas lassen viel Licht in die Einzimmerhütte und teilen sie optisch in vier Segmente.

Das Wohnhaus der Zukunft ist schwarz und irgendwie schräg. Die etwas bunkerartige Optik macht den Kontrast beim Betreten umso größer: Eine Quer- und eine Längsfuge aus Glas lassen viel Licht in die Einzimmerhütte und teilen sie optisch in vier Segmente. Es gibt auch Deckenlampen, deren waagerechte Aufhängung sich allerdings als hohe Wissenschaft erwies. Das Dach ist nämlich nicht nur schräg, sondern auch schief, also mit abfallender Traufkante. Dank dieser speziellen Geometrie seien die Flächen perfekt auf den Einstrahlungswinkel der Sonne ausgerichtet, erklärt Maik Matthus. Der bezopfte Student – Master in Automation – ist gewissermaßen der Bauherr des Hauses, dessen Geschichte ebenso ungewöhnlich ist wie sein Design.

2010 bauten Studenten der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) das Haus als Beitrag zum internationalen „Solar Decathlon“. Die wesentlichen Vorgaben: Es musste mehr Energie erzeugen als verbrauchen und etwa 75 Quadratmeter groß sein. Beim europäischen Finale belegten die Berliner von 20 Teilnehmern den zehnten Platz.

„Jedes Haus sah anders aus“, erzählt Matthus, während er die Läden vor den Terrassenfenstern beiseitefaltet. An diesem trüben Herbsttag wird das Licht drinnen gebraucht, das die Fensterläden sonst aussperren – aber im Gegensatz zu konventionellen Modellen nicht reflektieren, sondern mit ihren integrierten Solarmodulen in Strom verwandeln. Der pumpt beispielsweise das Kühlmittel in die Spiralen auf der Nordseite des Daches, die nach dem Prinzip des Kühlschranks die Innenwärme des Hauses in Sommernächten abstrahlen. Der (Solar-) Strom für die Pumpe wird in einer Batterie gespeichert. „Wenn hier 15 Personen drin sind, müssen wir anfangen zu kühlen“, sagt Matthus’ Kommilitone Peter Beitke. In einem konventionellen Haus fallen 100 Watt Heizleistung pro Person nicht weiter auf. Sehr wohl aber in diesem, dessen Lehmputzwände zehn Mal besser isolieren, als es die Energieeinsparverordnung (Enev) von 2009 verlangt.

Genaueres zur Qualität der Dämmung wollen die Studenten im Winter per Wärmebildkamera ermitteln. Außerdem wollen sie die Haustechnik automatisieren, damit ihre Tüftlerhütte der wahren Wohnwelt näher kommt. Weil die Komponenten teuer sind, hängen die Erfolge dabei auch von der Sponsorensuche ab. Die Elektro-Innung, die nebenan in der historischen Rathenau-Villa residiert, hilft ihnen dabei. Perspektivisch ist auch ein Garten geplant: mit Rasen, kleinem Windrad und einer Ladesäule fürs Elektroauto. Deutsche Gemütlichkeit von morgen.

Peter-Behrens-Str. (zwischen Wilhelminenhof- und Ostendstraße), Oberschöneweide, Besuchszeit am 3.11.: 11 bis 16 Uhr.

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